Die Zeugin aus der Hölle

VÖ-Datum: 20.09.13
1965
Filmplakat: Die Zeugin aus der Hölle

Kurzbeschreibung

Die junge Jüdin Lea wurde im KZ sterilisiert und zu Liebesdiensten gezwungen. Zwanzig Jahre später soll sie gegen den Lagerarzt aussagen. ­
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:H.G. Petersson
Darsteller:Irene Papas
Drehbuch:Michael Mansfeld; Frida Filipovic
Kamera:Milorad Markovic
Schnitt:Katarina Stojanovic; Ursula Kahlbaum
Länge:83 Minuten
VÖ-Datum:20.09.2013
Verleih:Atlas-Filmverleih
Produktion: CCC Filmkunst GmbH
FSK:16
Bildungseinsatz:;
DVD EAN-Nummer:888837433594
Anbieter-Link:
DVD Extras:Hauptfilm; Bonus; Trailer;

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Nach eingehender Diskussion war die Mehrheit des Ausschusses bereit, für das Prädikat wertvoll zu stimmen. Der Film hat in anderer Fassung der Filmbewertungsstelle schon einmal vorgelegen. Ein Mitglied des Ausschusses kennt sowohl die alte wie die neue Fassung. Auch im Vergleich zum Gutachten über den nichtprädikatisierten ersten Film "Bittere Kräuter" ist der Ausschuß übereinstimmend der Meinung, dass die gröbsten,d amals bemängelten Fehler weitgehend durch die Neubearbeitung ausgemerzt sind. Vieles Bedenkliche ist allerdings geblieben, und der Vorwurf, dass man sich filmtechnisch, dramaturgisch und auch in der Ausstattung nicht die bei einem solchen Stoff nochmehr als bei einem anderen notwendige Mühe gegeben hat, besteht nach wie vor. Unwahrscheinlich auch in nebensächlich erscheinenden Details können für einen solchen Film die Zerstörung seiner Glaubwürdigkeit bedeuten. Ob das für den Film "Die Zeugin aus der Hölle" zutrifft, war im Grunde der Kern der Diskussion.

Um nur einige der gemachten Einwände zu notieren: Es ist nicht begründet, warum dieses Mädchen, die aus Jugoslawien stammt, in einem KZ das Schrecklichste mitmachen mußte, nach dem Kriege mit einem französischen Kriegsberichterstatter verheiratet war, in Deutschland lebt. Die Art, wie der Staatsanwalt, der mit routiniertem Eifer, was noch glaubhaft ist, aber auf der anderen Seite doch nicht mit der nötigen Sorgfalt die Vorbereitung seiner Anklage durchführt, ist auch eine Schwäche des Films. Gegenüber den in der Fernseh-Aufzeichnung gemachten Aussagen Dr. Bergers hätte der Nachweis, dass die ständigen Bedrohungen der Frau mit Dr. Berger im Zusammenhang stehen, und die sehr anrüchige Verbindung des Anwalts von Walden sowohl mit Dr. Berger, seinem eigentlichen Klienten, und der als Klientin hinzukommenden Frau ein wesentliches Argument für die Anklage gegeben. Aber nichts wird unternommen, die Absender der anonymen Drohbriefe und Herkunft der Anrufe ausfindig zu machen. Oder etwas anderes: Es ist nicht verständlich, dass der jugoslawische Journalist bei dem deutlich gezeigtem Zustand Leas deren Zimmer verlässt, statt den in der Hotelhalle wartenden Staatsanwalt hinaufkommen zu lassen. Das Milieu, in dem sich Irene Papas als Lea bewegen muss, ist typisch falscher Kintopp; wenn man die Größe und Ausstattung dieser Hotelzimmer sieht, könnte im übrigen ein Teil des Publikums sich die Frage nach der Höhe der Entschädigung stellen, die es Lea gestattet, sich mit dieser Art von Luxus zu umgeben, zumal dieses Milieu, selbst wenn es echt wäre beziehungsweise echt dargestellt würde, überhaupt nicht zu dem Menschen Lea passt. Schließlich ist die Konstruktion der Szenerie, die mißverstanden, zum Selbstmord Leas führt, tatsächlich nicht mehr als eine Klamotte.

Den Schnitt des Films kann man keine Glanzleistung nennen. Manches ist auf plumpe Weise überdehnt, zum Beispiel das wiederholte Zögern, den Telefonhörer aufzunehmen, oder das penetrante an die Tür schlagen der drei komischen Figuren, die irgendein Dämchen des Nebenzimmers besuchen wollen.

Auf der anderen Seite ist nicht die besondere Schwierigkeit zu verkennen, die ein solcher Stoff für seine Realisation erfordert. Angesichts der vielen Fehler des Films ist es erstaunlich, dass doch, wie zumindest die Mehrheit des Ausschusses glaubt, die Wirkung des Films nicht verloren geht oder gar in das Gegenteil seiner Absicht umschlägt. Seine mögliche Wirkung wird nur abgeschwächt. Vermutlich ist das vor allem der Darstellung der Lea durch Irene Papas zu danken. Das von ihr dargestellte Frauenschicksal ist ergreifend, auch noch in dem brüchigen und unzulänglichen Rahmen, in den es Drehbuch und Regie gestellt haben.