Die Zeit nach dem Orkan

Kurzbeschreibung

Geschichte eines Geisteskranken, der sich nach einer erlebten Katastrophe bemüht, wieder Beziehungen zu seiner Umwelt aufzubauen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Dokumentarfilm
Regie:Gerald Grabowski
Drehbuch:Gerald Grabowski
Länge:100 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit diesem dokumentarisch angelegten Film wird dem Schicksal des Patienten Kurt im Bezirkskrankenhaus Haar bei München nachgegangen. Das Dokumentarische wird eingebunden in „fiktionale“ Elemente, die als inszenierte Situationsmuster weiterführen sollen. Der Film wird gekennzeichnet von einer in diesem Sinn klaren Bedingung, die ganz offensichtlich auf einer tieferen Verständnisebene beruht, die diesen ausgewählten Kranken und den Filmemachern gemeinsam ist. So entfallen alle bei verwandten Themen nur zu häufigen Fehlgriffe in der Wahl der filmischen Mittel, bei denen das Fiktionale und das Reale an Ende nicht mehr auseinanderzuhalten sind und das eine sich für das andere ausgibt.

Die sehr bewussten Begegnungen zwischen inszenierten und realen Elementen erlauben zugleich das aufklärende Maß an Symbolik, dem der Zuschauer tiefere Einsichten verdankt; etwa der behutsame Umgang mit den einführenden Masken, mit dem Besuch des Kranken K. in der Kirche, vor allem aber immer wieder mit dem Bild des ‚Tunnels’. Die Glaubwürdigkeit dieses dokumentarischen Films zeigt sich besonders dort, wo einerseits der Kranke unter Kranken gezeigt wird und auf der anderen Seite die verschiedenen Begegnungen zwischen dem Kranken und seinen Ärzten. Das Dialogische auf den vielen klinisch-therapeutischen Wegen, die schließlich zur Genesung führen sollen, wird geradezu befreiend in diesem Film dort klar, wo K. mit zwei Blinden jungen Frauen von der Kamera begleitet wird, denen er wiederum etwas zu zeigen hat. Ähnlich intensiv kann der Zuschauer dort Einsichten gewinnen, wo ihm die Kamera die Augen öffnet für das besondere Gewicht, das Begegnungen mit anderen Patienten in sich tragen können – da wird dank dieser filmischen Synopse durchsichtig, wie (um eine der gezeigten Patientinnen indirekt zu zitieren) Welten aufbrechen, die im ganz normalen Leben verdeckt sind. Die Synchronisation zwischen unvermittelt dokumentarischen und inszenierten Elementen ist hier in einem Maße gelungen, das in vergleichbaren Themenbereichen selten gefunden wird. Große Anerkennung fanden in diesem Sinn auch – neben dem einfühlenden Umgang mit den Beteiligten – Kamera und Schnitt.