Die Hausschlüssel

Kinostart: 07.09.06
2004
Filmplakat: Die Hausschlüssel

FBW-Pressetext

Leises Kino mit Tiefgang und eine großartige Regie- und Darstellerleistung. Momente voller Zartheit und Zärtlichkeit, Gefühle zwischen Männern. Behutsam und sensibel nimmt der große italienische Regisseur Gianni Amelio die Zuschauer mit auf die Reise einer Annäherung zwischen Vater und Sohn. Zwei Menschen tasten sich zueinander, überwinden ihre Entfremdung, verändern sich, begegnen sich wahrhaftig.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Gianni Amelio
Darsteller:Kim Rossi Stuart; Charlotte Rampling; Andrea Rossi
Drehbuch:Sandro Petraglia; Stefano Rulli; Gianni Amelio
Länge:111 Minuten
Kinostart:07.09.2006
Verleih:Kairos-Filmverleih
Produktion: Pandora Film Medien GmbH, Arte France Cinema, Bavaria Film, ZDF; Arte
FSK:0
Förderer:BKM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Vater begleitet seinen körperlich und geistig behinderten Sohn zu einer Spezialuntersuchung nach Berlin. Es ist ihre erste Begegnung seit Paolos Geburt. Die Mutter hatte nicht überlebt und Gianni, der Vater, floh vor der für ihn hoffnungslosen und ihn überfordernden Situation. Nun – nach 15 Jahren – kommt es zur Rückkehr in eine Verantwortung, es wird der Beginn einer Reise zueinander.

Gianni Amelio, eine der wesentlichsten Persönlichkeiten des europäischen Kinos von heute (erinnert sei an „Gestohlene Kinder“, „Lamerica“ oder „Cosi ridevano“) sieht seinen Film „Die Hausschlüssel“ nicht als einen „Film über Behinderung“ oder gar als Fallstudie. „Er erzählt von der Schwierigkeit, das Verschiedenartige zu akzeptieren“ (Amelio). Es ist ein filmischer Essay über Vertrauen und Zuneigung. Zwei Menschen überwinden Schritt für Schritt ihre gegenseitige Entfremdung, tasten sich zu neuen Lebensufern, zu einem neuen Mensch-Sein.

Amelio ist seine Intention gelungen: ein sensibler Film voller Zartheit und Zärtlichkeit. Er macht uns einen komplizierten Prozess sichtbar, der nie geradlinig-aufsteigend verlaufen kann. Scham- und Schuldgefühle begleiten ihn. Schmerz und jäh hervortretende Verzweiflung. Es kommt zu Verzögerungen, Brüchen, Rückschlägen. Jede neue Stufe der Annäherung von Vater und Sohn erscheint als kostbarer Sieg. „Hör’ auf zu weinen ... so was tut man nicht“, sind die letzten Worte des Films. Worte Paolos zu seinem Vater.
Ein deutliches „Ergebnis“ der Reise zueinander zu setzen, verwehrt sich der Regisseur. Der „Vorhang“ soll offen bleiben, nicht geschlossen werden. Es geht um ein Aufkeimen von Gefühlen, nicht um falsche Sicherheiten. Ganz im Sinne der unpathetisch-sensiblen Lesart des Films, agieren die Darsteller der beiden Protagonisten, bieten eine glanzvoll-unspektakuläre Leistung. Leises Kino mit Tiefgang.