Die Entdeckung der Currywurst

Kinostart: 11.09.08
VÖ-Datum: 24.04.09
2008
Filmplakat: Die Entdeckung der Currywurst

FBW-Pressetext

Lena Brücker lernt im Frühjahr 1945 einen jungen Flakhelfer kennen und hält ihn nach einer gemeinsamen Nacht bis zum Ende des Krieges in ihrer Wohnung versteckt. Lena nutzt diese Chance für eine abenteuerliche und leidenschaftliche Zeit mit dem viel jüngeren Mann. Der Film nach der erfolgreichen Novelle von Uwe Timm zeigt, wie die Zivilisten in jener Zeit ihren Alltag bewältigten. Ulla Wagner gelingt es, durch ihre einfühlsame und kluge Regie eine Ahnung vom Lebensgefühl jener Zeit zu vermitteln. Ein wunderbar intensiv erzählter Film mit einer hinreißenden Protagonistin und erstklassig besetzten weiteren Darstellern. Dabei sind es vor allem auch die feinen Dialoge mit ihrem guten Humor und ihrer Leidenschaftlichkeit, die Die Entdeckung der Currywurst in den Rang klassisches Erzählkino erster Güte erheben.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Ulla Wagner
Darsteller:Barbara Sukowa; Wolfgang Böck; Alexander Khuon; Branko Smarovski
Drehbuch:Ulla Wagner
Weblinks:;
Länge:108 Minuten
Kinostart:11.09.2008
VÖ-Datum:24.04.2009
Verleih:Schwarz-Weiss Filmverleih
Produktion: Schwarz-Weiss Filmverleih Dieter Hertel, Tag/Traum, Känguruh-Film
FSK:6
Bildungseinsatz:;
Förderer:FFA; Filmstiftung NRW; Nordmedia; DFFF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Zum Schluss des Films wird tatsächlich der historische Moment gezeigt, an dem Currypulver sich mit Ketchup vermischte und wenig später in einem Hamburger Imbiss die erste Currywurst verkauft und gegessen wurde.

Doch wie schon in der Novelle von Uwe Timm ist diese „Entdeckung der Currywurst“ nur der Aufhänger der Geschichte, in der von der Umbruchsituation in Deutschland am Ende des zweite Weltkrieges erzählt wird. Die über 40 Jahre alte Lena Brücker lernt darin den jungen Flakhelfer Hermann Bremer kennen, und nach einer Nacht in ihrer Wohnung hält sie ihn dort versteckt. Sie und der Fahnenflüchtige riskieren viel, und manchmal sind sie kurz vor der Entdeckung durch die misstrauische Nachbarin oder den faschistischen Blockwart. Aber dies sind auch intensive und glückliche Tage für die Frau, deren Mann und Sohn in den Wirren des Krieges verschollen sind. Lena spürt, dass dies vielleicht ihre letzte Chance für ein abenteuerliches und leidenschaftliches Leben ist, und so erzählt sie dem jungen Mann nach dem Ende des Krieges nicht, dass die Gefahr für ihn vorbei ist, sondern behält ihn noch eine Zeitlang als ihren „Gefangenen“ bei sich.

Ulla Wagner erzählt ganz klassisch, fast ein wenig behäbig, aber dieser Stil und dieser Rhythmus sind dem Stoff angemessen. Der Film zeigt, wie die Zivilisten in jener Zeit ihren Alltag bewältigten, und dabei kommen all jene Qualitäten zum Vorschein, die auch schon das Buch von Timm ausgezeichnet haben. Dabei wirkt der Film nicht etwa wie eine Adaption, aber die Dialoge klingen sehr ausgefeilt. Das Wichtige wird da fast immer in Andeutungen gesagt, die die Gleichgesinnten verstehen, aus denen aber die Herrschenden keinen Strick drehen können. Niemand spricht da offen von der Angst vor Vergewaltigungen, statt dessen reicht eine Bemerkung wie „die Engländer machen so etwas nicht“ völlig aus.

Es gelingt Ulla Wagner durch eine einfühlsame und kluge Regie, eine Ahnung von dem Lebensgefühl jener Zeit zu vermitteln. Die Ausstattung, die Außenaufnahmen in Riga und die stimmige Kameraarbeit wirken dabei wie aus einem Guss, und auch das Ensemble der Schauspieler wurde fehlerlos gecastet und geführt. Dabei sticht natürlich Barbara Sukowa heraus, die mit einer großen Intensität, Glaubwürdigkeit und ganz eigenen, bodenständigen Eleganz dieser „proletarische Eva Braun“ verkörpert.