Die bleierne Zeit

Jurybegründung

Der Bewertungsausschuss hat mit 3:1 Stimmen dem Film das höchste Prädikar erteilt.



Juliane Klein, Mitarbeiterin einer kritischen Frauenzeitung, erlebt, wie ihre terroristische Schwester Marianne ihre letzten Wochen in Freiheit und später im Gefängnis verbringt - bis zu ihrem Tode. Beider Kindheit und Jugend in Elternhans und Schule vergegenwärtigen Rückblenden: ihre frühere gemeinsame Entwicklung prägt die Gegenwart, prägt ihre Entwicklung. Juliane wandelt sich am Ende, wie sich in ihrem Verhältnis zum Freund und zu Mariannes Sohn zeigt: Die tote Schwester beginnt, ihre Leben zu beherrschen.



Trotz vieler Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit Personen der Zeitgeschichte zeigt der Film kein eindeutiges und kein authentisches Bild von der Generation der Studentenunruhen und den Terroristen am Ende der 60er und in den 70er Jahren. Denn trotz einiger charakteristischer Details wird die politische und die gesellschaftliche Situation der Zeit nur wenig vergegenwärtigt, werden die Lebensumstände der beiden Schwestern nur angedeutet. Vielmehr wird - gelegentlich mit fast unrealistischen Stilelementen - die psychische Entwicklung einer Frau skizziert, deren Handeln und Denken immer stärker von einem Menschen bestimmt wird, dessen politische Aktionen und Positionen sie ablehnt, an dem sie aber dennoch hängt und dessen Schwierigkeiten, Mensch zu sein, sie bei ihren Begegnungen - vor allem im Gefängnis als Reaktionen auf die Haftbedingungen - beobachten muss.



Schauspielerische Leistungen, die Arbeit von Kamera und Montage, Drehbuch und Regie sind hervorragend: Das höchste Prädikat erschien dem Ausschuss selbstverständlich - trotz einzelner Einwände, die sich am Anspruch des Films und an der eher psychologisch als historisch interessierten Regie orientieren.



Gerd Albrecht

Hans-Dieter Müller

Angela Haardt

Gert W. Settje
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Geschichtsfilm
Regie:Margarethe von Trotta
Darsteller:Rüdiger Vogler; Julia Biedermann; Barbara Sukowa; Hannelore Minkus
Drehbuch:Margarethe von Trotta
Länge:107 Minuten
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion:
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat mit 3:1 Stimmen dem Film das höchste Prädikar erteilt.

Juliane Klein, Mitarbeiterin einer kritischen Frauenzeitung, erlebt, wie ihre terroristische Schwester Marianne ihre letzten Wochen in Freiheit und später im Gefängnis verbringt - bis zu ihrem Tode. Beider Kindheit und Jugend in Elternhans und Schule vergegenwärtigen Rückblenden: ihre frühere gemeinsame Entwicklung prägt die Gegenwart, prägt ihre Entwicklung. Juliane wandelt sich am Ende, wie sich in ihrem Verhältnis zum Freund und zu Mariannes Sohn zeigt: Die tote Schwester beginnt, ihre Leben zu beherrschen.

Trotz vieler Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit Personen der Zeitgeschichte zeigt der Film kein eindeutiges und kein authentisches Bild von der Generation der Studentenunruhen und den Terroristen am Ende der 60er und in den 70er Jahren. Denn trotz einiger charakteristischer Details wird die politische und die gesellschaftliche Situation der Zeit nur wenig vergegenwärtigt, werden die Lebensumstände der beiden Schwestern nur angedeutet. Vielmehr wird - gelegentlich mit fast unrealistischen Stilelementen - die psychische Entwicklung einer Frau skizziert, deren Handeln und Denken immer stärker von einem Menschen bestimmt wird, dessen politische Aktionen und Positionen sie ablehnt, an dem sie aber dennoch hängt und dessen Schwierigkeiten, Mensch zu sein, sie bei ihren Begegnungen - vor allem im Gefängnis als Reaktionen auf die Haftbedingungen - beobachten muss.

Schauspielerische Leistungen, die Arbeit von Kamera und Montage, Drehbuch und Regie sind hervorragend: Das höchste Prädikat erschien dem Ausschuss selbstverständlich - trotz einzelner Einwände, die sich am Anspruch des Films und an der eher psychologisch als historisch interessierten Regie orientieren.

Gerd Albrecht
Hans-Dieter Müller
Angela Haardt
Gert W. Settje