Der Unhold

Kinostart: 12.09.96
1996
Filmplakat: Der Unhold

Kurzbeschreibung

Geschichte eines französischen Waisenjungen, der sich für ein mythisches Wesen hält und in die Maschinerie des II. Weltkrieges und der NS-Herrschaft gerät.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Volker Schlöndorff
Weblinks:filmfriend.de; filmsortiment.de;
Länge:117 Minuten
Kinostart:12.09.1996
Verleih:Tobis
Produktion: Studio Babelsberg GmbH, Potsdam, Studio Babelsberg; Renn Productions; Recorded Pictures Company; Canal Plus; WDR;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Ausschuß tat sich zunächst schwer in der Beurteilung der Realisation einer literarischen Vorlage, bis er am Ende den Film in seiner Gesamtheit zu würdigen vermochte. Da ergab sich für die Ausschußmitglieder ein relativ geschlossenes Bild: wie deutsche Romantik, deutscher Mythos, mit gallischer Skepsis durchsetzt, das versponnene Motiv des Erlkönigs glaubwürdig umzusetzen vermag in das Porträt eines "Unholds". Aber dieser Unhold erkennt in einer zusammenbrechenden Welt ganz instinktiv seine humane Aufgabe: Kinder vor dem Schlimmsten zu bewahren, und diese Aufgabe versucht er mit unkonventionellen Mitteln in einer sehr real gezeichneten Welt umzusetzen.

Weniger einverstanden ist der Ausschuß mit der Art und Weise der Schilderung der Nazi-Zeit. Ein Reichsmarschall Göring, wie er hier gezeigt wird, nämlich als alberner, lächerlicher Popanz, den kein normaler Mensch ernst nehmen kann, ist kein Beweis für diese Theorie des Films.

Bei aller Widersprüchlichkeit, die sich aus der Dramaturgie, wie auch aus einzelnen Szenen ergibt, ist der Ausschuß der Meinung, daß hier ein sehr deutscher Film entstanden ist, der obendrein den Reiz hat, aus der Distanz des französischen Beobachters gesehen worden zu sein. Die Regie ist dieser Widersprüchlichkeit weitgehend gerecht geworden, ihr gelingen Szenen von großer Spannung. Da die darstellerische Leistung, vor
allem von John Malkovich, der seine Figur mit fast surrealen Zügen ausstattet, und die Qualität der Kamera (sowie der opulenten Ausstattung) entscheidend das positive Bild des Films abrunden, fiel es dem Ausschuß nicht schwer, einstimmig das Prädikat "wertvoll" zu vergeben.