Der Totmacher

Kinostart: 23.11.95
1995
Filmplakat: Der Totmacher

Kurzbeschreibung

Eindringliches Kammerspiel nach Originalmanuskripten über die Verhöre des Serienmörder Fritz Haarmann in den 20er Jahren.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Romuald Karmakar
Darsteller:Götz George; Jürgen Hentsch; Matthias Fuchs; Pierre Franckh; Hans-Michael Rehberg
Drehbuch:Romuald Karmarkar; Michael Farin (nach Protokollen der gerichtspsychatrischen Untersuchung)
Kamera:Fred Schuler
Schnitt:Peter Przygodda
Länge:115 Minuten
Kinostart:23.11.1995
Verleih:Warner
Produktion: Bundesbeauftragte für Kultur*, Pantera Film, unter Mitwirkung von: WDR; SWF;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Fritz Haarmann wurde vor 70 Jahren wegen Mordes an 24 Jungen enthauptet. Basierend auf den Protokollen der gerichts-psychiatrischen Untersuchung entstand das Drehbuch zu diesem Film. Götz George als Haarmann und Jürgen Hentsch als Prof. Dr. Ernst Schultze gelingt es, durch ihre hervorragenden darstellerischen Leistungen, den Dialog während des fast zweistündigen Films mit großer Intensität zu führen. Der Film in Form eines Kammerspiels folgt der Veränderung in der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten. Mit sparsamen Gesten und präzisem Mienespiel deutet sich der Wandel an. Haarmann ist eine Mischung aus Dummheit, Schläue und Naivität. Prof. Dr. Schultze, der feststellen muß, ob Haarmann als zurechnungsfähig gelten kann, ist entsetzt über die fehlenden allgemeingültigen moralischen Regeln des Mörders, sein nicht ausgebildetes Unrechtsbewusstsein und seine Homosexualität. Im Laufe des Gesprächs, das von einem Stenographen mitgeschrieben wird, entwickelt sich für den Psychiater und die Zuschauer durch das genaue Beobachten neben dem Täter auch der Mensch Haarmann.

Der Regisseur verfolgt dabei nicht das Ziel, seine Meinung zu dem Fall Haarmann darzulegen, sondern entfaltet mit Hilfe der gelungenen Inszenierung das Psychogram eines Massenmörders. Die Kamera umkreist erst die beiden Gesprächspartner, um dann immer statischer zu werden und endet in Nah- und Großaufnahmen, die die letztendlich entstandene Atmosphäre der Vertrautheit unterstreichen. Haarmann wird "aus der Ecke" der abnormen Bestie geholt und als gescheiterter Mensch mit Körper und Seele gezeigt.Der Film beschränkt sich auf den Täterblick, Haarmann mit seiner gespaltenen Persönlichkeit ist die Hauptperson. Es geht um das Aufhellen der dunklen Seite eines Menschenjenseits der Kategorien von gut und böse.

Der Film ist in seiner Konsequenz beeindruckend und von solch starker Intensität,, daß trotz der sperrigen Form und des schwierigen Themas die Spannung für die Zuschauer nicht verlorengeht.