Der letzte Zeuge

Filmplakat: Der letzte Zeuge

Jurybegründung

Der Film ist beachtlich vor allem wegen seiner konzentrierten Regie und der guten Führung der Schauspieler, deren Leistungen, bis auf geringe Ausnahmen, zu einem glänzenden Ensemblespiel geführt haben. Nach einer schwachen und wegen der Überzeichnungen recht anfechtbaren Exposition eignet dem Film eine psychologische Glaubwürdigkeit, die sich auch im juristischen Bereich durch logische Verzahnungen ausweist.

Die Exposition wurde augenscheinlich dadurch verdorben, dass man sie tendenziös aufzubauschen versuchte und dabei manchen Unwahrscheinlichkeiten und Übertreibungen verfiel. So ist das Benehmen der Kriminalbeamten im Anfang um einen Grad zu schroff, vor allem aber auch zu unhöflich. Es wirkt unwahrscheinlich, dass der junge Arzt nach der ersten Vernehmung bei der Kriminalpolizei mit Handschellen in die Untersuchungshaft abgeführt wird. Auch ist es wenig glaubhaft, dass ein in der Klinik geborenes Kind standesamtlich nicht gemeldet wurde. Erfreulicherweise findet der Film aus diesen tendenziösen Übertreibungen und Unwahrscheinlichkeiten rasch in die Realität und in eine glaubhafte psychologische Entfaltung seiner eigentlichen Story zurück. Soweit der Film mehr bieten wollte als eine reine Kriminalgeschichte, darf den Herstellern bescheinigt werden, dass ihre Tendenz erst dort eine gewisse Wirksamkeit erzielt, wo sie mit glaubhaften und logisch einwandfreien Argumenten vorgetragen wird.

Wolfgang Staudte hat sich auf die notwendigsten Schauplätze beschränkt. Er benutzt diese Schauplätze nicht als Kulisse, wie er überhaupt jede optische Abschweifung vermeidet, um sich ganz auf den eigentlichen Vorgang zu konzentrieren. Es ist bezeichnend für den Stil dieses Films, dass man in den meisten Bildfolgen nur die jeweils beteiligten Personen zu sehen bekommt, kaum aber den Schauplatz. Es lag Staudte nicht an der im Unterhaltungs-film so beliebten Entfaltung verschiedener Milieus, sondern es kam ihm auf den jeweils psychologischen Habitus der betroffenen Personen an. Dabei wurde er durch eine stilmäßig scharfe Fotografie vorzüglich unterstützt. Die schwächste Figur des Films ist, schon vom Drehbuch her, der junge Arzt, der auch in der Darstellung etwas verschwommen und überzeichnet wirkt. Das mag daran liegen, dass gerade er als Interpret der Tendenz des Films ausersehen war. Dabei ist der Text, den der junge Arzt zu sprechen hat, nicht immer überzeugend. Abgesehen von dieser Gestalt darf man feststellen, dass alle übrigen Rollen des Films angemessen besetzt sind. Die drei Hauptdarsteller verdienen dabei besondere Hervorhebung, wobei nicht vergessen werden soll, dass ihre stellenweise hervorragenden Leistungen wohl nicht zuletzt auf die Führung durch den Regisseur zurückzuführen sind. So ist es Ellen Schwiers gelungen, ihre recht komplizierte Rolle mit einer sorgfältigen Zurückhaltung zu spielen, die es ihr ermöglichte, in nur gelegentlichen, genau disponierten Gefühlsausbrüchen die jeweilige seelische Situation dieses Mädchens zu charakterisieren. Ebenbürtig im Spiel sind Martin Held als Direktor und Hanns Lothar in der dankbaren Rolle des Verteidigers. Es gehört zu den erfreulichsten Eigenschaften dieses Films, dass er fast vollständig ohne Musik auskommt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Regie:Wolfgang Staudte
Drehbuch:R. A. Stemmle; Thomas Keck
Kamera:Ekkehard Kyrath
Schnitt:Wolfgang Wehrum
Musik:Werner Eisbrenner
Länge:102 Minuten
Verleih:Europa Filmverleih
Produktion: , Kurt Ulrich Film GmbH, Berlin

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film ist beachtlich vor allem wegen seiner konzentrierten Regie und der guten Führung der Schauspieler, deren Leistungen, bis auf geringe Ausnahmen, zu einem glänzenden Ensemblespiel geführt haben. Nach einer schwachen und wegen der Überzeichnungen recht anfechtbaren Exposition eignet dem Film eine psychologische Glaubwürdigkeit, die sich auch im juristischen Bereich durch logische Verzahnungen ausweist.
Die Exposition wurde augenscheinlich dadurch verdorben, dass man sie tendenziös aufzubauschen versuchte und dabei manchen Unwahrscheinlichkeiten und Übertreibungen verfiel. So ist das Benehmen der Kriminalbeamten im Anfang um einen Grad zu schroff, vor allem aber auch zu unhöflich. Es wirkt unwahrscheinlich, dass der junge Arzt nach der ersten Vernehmung bei der Kriminalpolizei mit Handschellen in die Untersuchungshaft abgeführt wird. Auch ist es wenig glaubhaft, dass ein in der Klinik geborenes Kind standesamtlich nicht gemeldet wurde. Erfreulicherweise findet der Film aus diesen tendenziösen Übertreibungen und Unwahrscheinlichkeiten rasch in die Realität und in eine glaubhafte psychologische Entfaltung seiner eigentlichen Story zurück. Soweit der Film mehr bieten wollte als eine reine Kriminalgeschichte, darf den Herstellern bescheinigt werden, dass ihre Tendenz erst dort eine gewisse Wirksamkeit erzielt, wo sie mit glaubhaften und logisch einwandfreien Argumenten vorgetragen wird.
Wolfgang Staudte hat sich auf die notwendigsten Schauplätze beschränkt. Er benutzt diese Schauplätze nicht als Kulisse, wie er überhaupt jede optische Abschweifung vermeidet, um sich ganz auf den eigentlichen Vorgang zu konzentrieren. Es ist bezeichnend für den Stil dieses Films, dass man in den meisten Bildfolgen nur die jeweils beteiligten Personen zu sehen bekommt, kaum aber den Schauplatz. Es lag Staudte nicht an der im Unterhaltungs-film so beliebten Entfaltung verschiedener Milieus, sondern es kam ihm auf den jeweils psychologischen Habitus der betroffenen Personen an. Dabei wurde er durch eine stilmäßig scharfe Fotografie vorzüglich unterstützt. Die schwächste Figur des Films ist, schon vom Drehbuch her, der junge Arzt, der auch in der Darstellung etwas verschwommen und überzeichnet wirkt. Das mag daran liegen, dass gerade er als Interpret der Tendenz des Films ausersehen war. Dabei ist der Text, den der junge Arzt zu sprechen hat, nicht immer überzeugend. Abgesehen von dieser Gestalt darf man feststellen, dass alle übrigen Rollen des Films angemessen besetzt sind. Die drei Hauptdarsteller verdienen dabei besondere Hervorhebung, wobei nicht vergessen werden soll, dass ihre stellenweise hervorragenden Leistungen wohl nicht zuletzt auf die Führung durch den Regisseur zurückzuführen sind. So ist es Ellen Schwiers gelungen, ihre recht komplizierte Rolle mit einer sorgfältigen Zurückhaltung zu spielen, die es ihr ermöglichte, in nur gelegentlichen, genau disponierten Gefühlsausbrüchen die jeweilige seelische Situation dieses Mädchens zu charakterisieren. Ebenbürtig im Spiel sind Martin Held als Direktor und Hanns Lothar in der dankbaren Rolle des Verteidigers. Es gehört zu den erfreulichsten Eigenschaften dieses Films, dass er fast vollständig ohne Musik auskommt.