Der Krieg und ich

FBW-Pressetext

Anton ist zehn Jahre alt und er wünscht sich nur eines: Endlich in die Hitler-Jugend eintreten zu dürfen. Doch sein Vater erlaubt es ihm nicht, aus Angst, dass sein Sohn dann von den Nazis beeinflusst wird. Erst als Anton miterlebt, wie seine beste Freundin angefeindet wird, nur weil sie Jüdin ist, beginnt Anton nachzudenken. Währenddessen muss Sandrine in Frankreich zusammen mit ihren Eltern dafür sorgen, dass die jüdischen Familien, die aus dem Norden in den Süden kommen, sich verstecken können. Viel Zeit für sich selbst oder mit ihrer Familie bleibt Sandrine da nicht. Ob es das alles wert ist? So viel Glück wie die Familien, denen Sandrine hilft, hatte Eva nicht. Sie wird in der Tschechischen Republik von den Nazis aus ihrem Zuhause vertrieben und nach Polen ins Lager Auschwitz geschickt. Dort bleibt ihr nur die Erinnerung an die schöne Zeit zuhause. Und die Hoffnung auf ein rettendes Wunder. Jeder der acht 25-minütigen Episoden der europäisch koproduzierten Kinderfernsehserie DER KRIEG UND ICH erzählt eine Geschichte aus den Kriegsjahren 1938-1945 während des Zweiten Weltkriegs. Dabei werden ganz verschiedenen Lebensrealitäten und Konflikte aufgegriffen, immer jedoch konsequent aus der Sicht des Kindes erzählt. Die einzelnen Geschichten basieren dabei auf verschiedenen Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen echter Menschen. Die Erzählhaltung ist ruhig, die Geschichten in sich geschlossen und stimmig auserzählt. So können auch schon junge Zuschauer der Handlung folgen, was durch die geschickte Verbindung aus Spielszenen, erklärenden Erläuterungen und Archivmaterial unterstützt wird. DER KRIEG UND ICH ist ein spannender, lehrreicher und berührender Einstieg in ein schwieriges Thema. Eine gelungene Fernsehproduktion, die für Kinder und Jugendliche ein Fenster in die Geschichte öffnet.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat der Serie das Prädikat besonders wertvoll verliehen.
Der Krieg und ich ist eine an Kinder gerichtete TV-Serie, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Basierend auf Tagebucheinträgen von Kindern werden Erlebnisse aus dieser Zeit aus internationaler Perspektive entfaltet und in jeweils 25-minütigen Episoden umgesetzt, in denen immer andere Kinder im Zentrum der Erzählung stehen. Vermittelt wird das Geschehen in inszenierten Spielszenen, in nachgestellten Figurenarrangements sowie mit dokumentarischem Material. Die Serie lebt von abgeschlossenen Folgen mit verschiedenen Schauplätzen, die eine Multiperspektivität anstreben, also auch andere Kriegsschauplätze neben Deutschland berücksichtigen (England, Frankreich, Norwegen, Polen u.a.). Neben verschiedenen Ländern sehen wir auch verschiedene Geschlechter, Zivilisten und Soldaten, jeweils in Interaktion mit Eltern, Freund und Feind.
Die Serie Der Krieg und ich eignet sich hervorragend für eine erste Begegnung eines kindlichen Publikums mit dem historischen Geschehen, ohne dabei nur einseitig informiert zu werden. Daher sind eine Vor- oder Nachbereitung wünschenswert, die u.a. durch eine begleitende Webseite ermöglicht wird: www.derkriegundich.de. Hier findet sich passendes Lehrmaterial.
Die Thematik ist an sich schwer kindergerecht zu vermitteln, daher muss man es der Serie hoch anrechnen, dass sie das Wagnis eingeht und auch drastische Momente (Kriegshandlung, Tod, Deportation, Konzentrationslager) nicht nur andeutet. Die Protagonistinnen und Protagonisten bieten einen hohen Identifikationsfaktor, sprechen eine sehr klare Sprache und auch insgesamt ist die Inszenierung auf formal sehr hohem Niveau. Gerade die Fusion von Dokumentar und Spielszenen ist von Vorteil, da sie das jugendliche Bildarchiv nährt und eine Urteilsfähigkeit steigert. Die Serie wird von der Jury als pädagogisch sinnvoll eingeschätzt.
Die große inhaltliche Komplexität wird erstaunlich dicht portioniert und in den einzelnen Folgen in treffenden Schlüsselszenen umgesetzt. Verschiedene Länder vermitteln eine europaweite Perspektive, ohne einfache Antworten und Feindbilder zu bieten.
Ein kleiner Kritikpunkt sind Unzuverlässigkeiten im Kommentar, die wohl aus zeitgemäß orientierten Kompromissen mit Blick auf die Zielgruppe entstehen (so werden Juden hier vor allem als Religion verfolgt und nicht als „Rasse“). Doch diese kleinen Ungenauigkeiten wurden von der Jury als marginal betrachtet. Viel wichtiger erschien, dass die Serie neben ihrer stark berührenden und wachrüttelnden Wirkung auch motivieren kann, sich selbst politisch im Sinne von Aufklärung, Freiheit und Demokratie zu engagieren. Die Jury verleiht daher das höchste Prädikat „besonders wertvoll“.