Der Hauptmann von Köpenick

Kinostart: 16.08.56
1956
Filmplakat: Der Hauptmann von Köpenick

Kurzbeschreibung

Durch eine Hauptmannsuniform gelingt es dem aus dem Gefängnis entlassenen Schuster Voigt eine eigene Wachtruppe und mit dieser die Stadtkasse zu requirieren: Kleider machen Leute.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie; Spielfilm
Regie:Helmut Käutner
Darsteller:Heinz Rühmann; Hannelore Schroth; Martin Held
Drehbuch:Helmut Käutner; Carl Zuckmayer
Kamera:Albert Benitz
Schnitt:Klaus Dudenhöfer
Musik:Bernhard Eichhorn
Länge:93 Minuten
Kinostart:16.08.1956
Verleih:Europa Filmverleih
Produktion: Real Film GmbH, Real-Film GmbH, Hamburg
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film hat das Prädikat besonders wertvoll" erhalten.

Zunächst verdient die Geschlossenheit der gesamten Filmgestaltung besonders wertvoll hervorgehoben zu werden. Die Tragik des Menschen, der in den verfestigten Konventionen einer bestimmten Gesellschaftsordnung keinen Ort mehr findet, der aber aus einer innersten menschlichen Notwendigkeit die Forderung nach einem solchen Ort erhebt, ist auf der Grundlage des Zuckmayr’schen Dramas zu einer wahrhaften menschlichen Tragikomödie gestaltet worden. Der Film verzichtet auf krasse Realistik, er spielt bruchlos die Tragikomödie durch. Dadurch gelingt es ihm, eine heute anachronistisch wirkende Gesellschaftskritik zu vermeiden und stattdessen ein Spiel von tiefer menschlicher Bedeutung und. unverkennbarer Aktualität zu realisieren. Das Verhältnis der menschlichen Individualität zu dem, was sie gesellschaftlich gilt, der Kampf mit der Behörde die Überspielung der gesellschaftlichen Konvention durch ihre eigenen Schwächen, und das Offenbar werden der Komik, die allem überzogenen Ernst innewohnt, all dieser bringt der Film in einer großartigen Vielfalt von äußerst treffend gezeichneten Typen ins Spiel.
Es muss der Regie als besonderes Verdienst angerechnet werden, dass sie den Stil des tragikomischen Spiels von Anfang bis Ende mit großer Konsequenz durchhält und dass sie die Vielfalt der einzelnen Figuren in diese Konzeption hineinzubinden versteht. Dabei gelingt ihr jedoch zugleich eine ausgezeichnete Individualisierung der einzelnen Figuren, die gelegentlichen (z.B. die Szene in der Zuchthauskapelle) sind innerhalb der tragikomischen Spielkonzeption wenn auch nicht gerade glücklich, aber doch annehmbar. Vor allem bleiben die Figuren bei aller scharfen Kritik, die durch diese Zeichnung zum Ausdruck kommt, doch noch menschlich und in gewisser Hinsicht sogar liebenswert. Als eine Schlüsselfigur in dieser Hinsicht kann die Gestalt des Schwagers Friedrich gelten, die bei aller menschlichen Gutherzigkeit, nicht über die Grenzen hinaus kann, der ihm dadurch gesetzt sind, dass er preußischer Beamter ist und gedient hat.
Der Film, erhält einen ganz besonderen Rang durch die überragende schauspielerische Leistung von Heinz Rühmann. Er macht die ganze Skala dar menschlichen Situationen von der unausgesprochenen, aber abgrundtiefen Verzweiflung über die Auflehnung bis hin zu seiner kindlichen Anrührbarkeit durch die Uniform, die gesellschaftliche Geltung verschafft, glaubhaft. Dabei kann man nicht auf besondere schauspielerische Mittel hinweisen, sondern, die Gesamtgestalt realisiert vollgültig den Hauptmann von Köpenick. Die übrigen schauspielerischen Leistungen gruppieren sich in der Ebenbürtigkeit um Heinz Rühmann, die von ihren jeweiligen Rollen her verlangt werden muss. Der Bewertungsausschuss möchte hervorheben, dass eine große Zahl bekannter Schauspieler in diesem Film, mit neuem Gesicht und in originalen Charakterisierungen erscheinen.
Kamera und Musik dienen der Grundkonzeption in einer angemessenen Weise. Die Innenbauten wirken durchweg etwas zu geputzt, doch auch diese Einschränkung kann in Anbetracht dessen, dass es sich um ein tragikomisches Spiel handelt, in Kauf genommen werden.
Abschließend möchte der Bewertungsausschuss bemerken, dass in einer besonders hervorhebenswerten Weise das "Spiel" wie auch die "Historie" durch eine künstlerische Formung eine Aktualität der Aussage gewinnt, die durch keine Realistik überboten werden kann. Der Mensch in seiner Tragik und in seiner Komik, in die er als Glied der Gesellschaft geraten kann, findet eine gültige Darstellung.