Das Leben ist schön

Kinostart: 12.11.98
1997

Kurzbeschreibung

Eine beschwingt-heitere Liebesgeschichte aus dem Italien der 30er
Jahre führt die entstandene junge Familie zur Konfrontation mit
Faschismus und Holocaust.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie; Romanze
Regie:Roberto Benigni
Darsteller:Roberto Benigni; Nicoletta Braschi; Giorgio Cantarini
Drehbuch:Vincenzo Cerami; Roberto Benigni
Kamera:Tonino Delli Colli
Schnitt:Simona Paggi
Musik:Nicola Piovani
Länge:124 Minuten
Kinostart:12.11.1998
Verleih:Scotia International
Produktion: Cecchi Gori Group S.p.A., Cecchi Gori Group Tiger Cinematografica; Melampo Cinematografica;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dem Film gelingt, was man zunächst bezweifelt: Er entwickelt aus
einer burlesken, leichtfüßig daherkommenden und italienisch
schwadronierenden Komödie eine anrührende und ergreifende Parabel
über die menschliche Größe und Überlebenskraft in einer
ausweglosen Situation. Der anfängliche Argwohn, daß diese
künstlerische Gratwanderung nicht ohne Peinlichkeiten auskommen
oder sich in den überall in der Geschichte und den Figuren
lauernden Fallstricken verheddern wird, wird noch verstärkt durch
eine fast märchenhafte, theatralische und artifizielle Überhöhung
von Fabel, Szenerie und Ausstattung. In einer breit angelegten
Exposition träumt der Held mit seinem Freund inmitten eines
herausgeputzten Alltags mit Bilderbuchidylle vom kleinen
Liebesglück, das er sich auch dank seiner überschäumenden
Vitalität, Lebenslust und naiven Spielfreude wie ein Prinz im
Märchen erobert, womit sie bald zu dritt sind.
Diese Lust am Spiel zelebrieren Buch und Regie ausdrücklich und
genüßlich, mal in Slapstickmanier, dann wieder beinahe grotesk
und scheinbar kein Ende nehmend.
Was sich zunächst als Witz in die Szenerie schleicht, ein
harmloses, unschuldiges Zwillingspaar, ist ein haarfeiner Riß in
der Idylle, ein Riß, den der Held am wenigsten wahrhaben will.
Aber da sitzen sie schon dick und feist auf dem Sofa und spielen
sich die Bälle zu, Benito und Adolf.
Die Tragödie wirft ihre Schatten voraus und diese Ereignisse
bringen ihn, den Juden und seinen Sohn, ins KZ, wohin ihm seine
Frau freiwillig folgt.
Im zweiten Teil des Films entwickeln Buch und Regie und vor allem
die Darsteller die Überlebenslüge für das Kind, dies sei alles
nur ein Spiel, in dem man genügend Punkte sammeln muß, um als
Sieger hervorzugehen, als ein glaubhaftes und erschütterndes
Drama.
Es ist eine der größten künstlerischen Leistungen dieses Films,
daß ihm die abrupte Wendung in die Tragödie, deren Schauplatz das
Konzentrationslager ist, in jeder Hinsicht inhaltlich und
ästhetisch gelingt. Glaubt man zunächst, der Vater wird sein fast
infantil anmutendes Kasperlspiel bald aufgeben, angesicht der für
beide immer bedrohlicher werdenden Situation, begreift man bald,
daß gerade dies die einzige letzte Chance ist, dem Jungen und
auch sich das Schrecklichste zu ersparen. Daß er gleichzeitig
Kraft und Möglichkeit findet, seiner Frau auf seine ihm ureigene
Weise Hoffnung zu signalisieren, läßt ihn über sich selbst
hinauswachsen. Wo er scheinbar am lächerlichsten wirkt, in
Frauenkleidern, wie ein abgehetzter Hund, hat er seine großen
Momente.
Abgesehen von einer so vielschichtig und letztlich durch perfides
Wegsehen angelegten Figur wie Dr. Lessing geraten die anderen
Rollenträger mehr oder weniger zu Funktionsträgern bzw. sind
einschichtig angelegt.
Trotz dieser kleinen Einschränkungen: Hier ist ein großer und
bewegender Kinofilm entstanden.