Das große Geheimnis

VÖ-Datum: 28.04.16
2014
Filmplakat: Das große Geheimnis

FBW-Pressetext

Ein kleines Dorf in Holland im Sommer 1943. Nationalsozialisten haben das Land eingenommen, die Bevölkerung wird kontrolliert und spaltet sich auf in Mitläufer, Sympathisanten und Menschen, die nach außen hin verbergen müssen, dass sie im Untergrund Verfolgte verstecken und den Widerstand vorbereiten. Von all dem wissen die beiden Freunde Tuur und Lambert jedoch nichts. Sie genießen den Sommer und die Ausflüge in eine geheime Höhle, die nur sie kennen. Doch eines Tages finden sie heraus, dass in dieser Höhle ein Mensch lebt. Als Tuur seine Eltern darauf anspricht, reagieren sie schroff. Tuur versteht die Welt nicht mehr. Warum beantworten seine Eltern seine Fragen nicht? Warum soll er auf einmal nicht mehr mit Lambert spielen, nur weil dessen Vater nun zum Bürgermeister ernannt wurde? Und welches Geheimnis steckt hinter Maartje, die neu in ihre Klasse gekommen ist und bei den Nachbarn in der Scheune wohnt? Auf keine dieser Fragen erhält Tuur eine Antwort. Doch er ist kein kleines Kind mehr – und verlangt, ernst genommen zu werden. Denn er spürt, dass dieser Sommer für alle etwas verändern wird. DAS GROSSE GEHEIMNIS von Dennis Bots wählt eine spannende neue Perspektive, um eine bekannte – und doch immer wieder so wichtige – Geschichte zu erzählen: Es ist die Perspektive der Kinder und Jugendlichen, die inmitten der Kriegsgeschehen aufwachsen und die nicht nachvollziehen können, warum sich die Welt auf einmal so grundlegend ändert. Und gerade diese Perspektive zeigt auf eindringliche und nachvollziehbare Weise, wo das Grauen der Kriege liegt. Aus Freunden werden Feinden, aus unschuldigen Menschen werden Verfolgte, Gejagte und Geächtete, die Heimat wird zur Fremde. Dabei deutet DAS GROSSE GEHEIMNIS viel an, überfrachtet den Film aber nicht mit seinen vielen kleinen Geschichten. Wie die Kinder selbst kann der Zuschauer ganz unschuldig in die Erzählung eintauchen, die ruhig und ohne Hektik vermittelt wird und die trotz des erschreckenden Hintergrunds nicht auf sonnendurchtränkte und wunderschöne Bilder verzichtet. Umso deutlicher macht der Film dadurch die zerstörerischen Kräfte eines Krieges bewusst. Maas Bronkhuyzen und Joes Brauers als Tuur und Lambert sind überzeugende Protagonisten, mit denen sich der junge Zuschauer identifizieren kann, und Pippa Allen als Maartje ist als selbstbewusstes Mädchen, das sein eigenes Geheimnis mit sich trägt, das perfekte Pendant. Am Ende des Films siegt die Freundschaft über alle Grenzen hinweg. Eine der immens wichtigen und unaufdringlich vermittelten Botschaften des sehr gut ausgestatteten Films. DAS GROSSE GEHEIMNIS ist ein Film, nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für alle, die gut erzählte Geschichten lieben, die man nie aufhören sollte zu erzählen.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Kinder-/Jugendfilm
Regie:Dennis Bots
Darsteller:Maas Bronkhuyzen; Joes Brauers; Luc Feit; Juul Vrijdag; Ad van Kempen; Loek Peters
Drehbuch:Karen van Holst Pellekaan
Buchvorlage:Jacqzes Vriens
Kamera:Rolf Dekens
Schnitt:Peter Alderliesten
Musik:André Dziezuk
Jugend Filmjury:Lesen Sie auch, was die Jugend Filmjury zu diesem Film sagt...
Länge:92 Minuten
VÖ-Datum:28.04.2016
Verleih:Koch Media
Produktion: PLAION PICTURES GmbH
FSK:6
DVD EAN-Nummer:4020628863432
Anbieter-Link:
DVD Extras:Kinotrailer, Making of

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Einen Krieg aus der Perspektive der Kinder zu zeigen – das ist der Ansatz des Films DAS GROSSE GEHEIMNIS, der auf einem Roman des niederländischen Autoren Jacques Vriens basiert. Erzählt wird von den beiden Jungen Tuur und Lambert, die beste Freunde sind und im Sommer 1943 in einem holländischen Dorf an der belgischen Grenze leben. Doch während Tuurs Eltern im Widerstand gegen die deutschen Besatzer organisiert sind, gehört der Vater von Lambert der niederländischen nationalsozialistischen Bewegung an und hat eine entsprechende Machtposition im Ort. Dadurch entstehen Konflikte, die drohen, ihre Freundschaft zu zerstören, und diese werden noch dadurch verstärkt, dass beide Jungen sich in die neue Klassenkameradin Maartje verlieben. Und die trägt ein Geheimnis mit sich. Am Ende sind die beiden Freunde schließlich wieder versöhnt, aber die Welt ihrer Kindheit ist zerstört. Der Regisseur Dennis Boots erzählt hier mit einem guten Gespür dafür, wie man diese Geschichte auf Augenhöhe eines jungen Publikums vermittelt. Und dabei geht es um viel mehr als die Position der Kamera. Mit Tuur und Lambert kann sich ein junges Publikum sehr schnell identifizieren, und zum Beginn des Films scheint der Krieg für sie ein großes Abenteuer zu sein. Sie erkunden eine Höhle, in der sie die Habseligkeiten eines britischen Agenten finden und schießen mit der Zwille auf die Güterwagen der Deutschen. Dass in diesen auch Juden in die Vernichtungslager transportiert werden, zeigt Boots in einer Sequenz, in der deutlich wird, wie filmisch er erzählen kann. Tuur sieht, wie ein kleines Mädchen aus einem der Wagons ihren Teddybären auf die Gleise fallen lässt. Jedes Kind wird verstehen, dass hier etwas Schreckliches passiert, und die jungen Zuschauer werden nach dem Film viele Fragen an ihre Eltern oder Lehrer haben. Boots nutzt oft Requisiten wie etwa eine geschnitzte Medaille, ein Comicheft über Oliver Twist oder eine Modelleisenbahn , um die Geschichte zu verdichten und kindgerecht, also mit möglichst wenigen erklärenden Dialogen, zu erzählen. Der Regisseur arbeitet mit viel Taktgefühl und Einfühlungsvermögen und so gelingt es ihm, den schwierigen Themen Faschismus, Kollaboration und Holocaust im Rahmen eines Jugendfilms gerecht zu werden und zugleich eine spannende Geschichte zu erzählen, die das Publikum in ihren Bann zieht.