Cleo

Kinostart: 25.07.19
VÖ-Datum: 03.01.20
2019
Filmplakat: Cleo

FBW-Pressetext

Das Langfilmdebüt von Erik Schmitt erzählt auf verspielt-originelle Weise von einer jungen Frau, die sich in ihrer Heimatstadt Berlin auf die Suche nach dem legendären Schatz der Gebrüder Sass macht.

Cleo und Berlin. Das ist eine Liebesgeschichte, die schon begann, als Cleo noch klein war. Da entdeckte das aufgeweckte Mädchen, dass die Straßen, die Häuser, die Parks und die Plätze der Stadt allesamt dazu einladen, um nach verborgenen Schätzen zu suchen. Und so machte sich Cleo, deren Mutter bei der Geburt gestorben war, zusammen mit ihrem Vater auf, um genau das zu tun. Doch eines Tages kommt Cleos Vater ums Leben – und Cleo bleibt allein in Berlin zurück. Mittlerweile ist Cleo eine junge Frau, die sich geschworen hat, keinen Träumen mehr hinterherzujagen. Doch dann tritt Paul in ihr Leben. Paul ist ein Träumer. Und er besitzt eine Schatzkarte, die auf einen alten Schatz der legendären Gebrüder Sass verweist, die ihr Diebesgut in ganz Berlin verteilt haben. Paul bittet Cleo, ihm zu helfen, den Schatz zu finden. Cleo ist einverstanden. Denn vielleicht kann der Schatz ihr dabei helfen, die Zeit zurückzudrehen. Das Langfilmdebüt von Erik Schmitt erzählt nicht nur von der Suche nach einem Schatz, sondern entpuppt sich selbst als ein solcher. Mit überbordender Kreativität spielt Schmitt mit allem, was er in der Stadt vorfindet. Da werden kleine Formen in der Stadtarchitektur zu Hinweisen und Wolken können per Hand verschoben werden. Und wichtige Persönlichkeiten, die in Berlin wirkten und lebten, erwachen als Cleos eifrige Helfer wieder zum Leben. Marleen Lohse spielt Cleo mit einer großen Portion Liebenswürdigkeit. Mit entwaffnendem Lächeln und einem offenen Blick schaut sie in die Welt und ist eine Hauptfigur, die, ebenso wie Jeremy Mockridge als jungenhaft-charmanter Paul, den Zuschauer inspirieren kann. Doch neben dem Humor, vielen skurrilen Nebenfiguren, einem stimmungsvollen Soundtrack und einer dynamischen Kamera und Montage ist es vor allem die dritte Hauptfigur, die die Zuschauer verzaubert: Berlin. Selten wurde die Stadt mit so viel Liebe, Witz und Esprit auf die Leinwand gebannt. CLEO ist ein originelles und mit viel Herz erzähltes Großstadtmärchen. Romantisch, verspielt und wunderschön.

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Protagonistin Cleo ist „die Seele von Berlin“, so wird es in diesem Film einmal gesagt, und tatsächlich verkörpert sie diese Stadt, die so im Grunde auch eine Hauptrolle spielt. Geboren wurde Cleo am Tag, als die Mauer fiel, ihren Vater verlor sie durch eine Bombe, die als Blindgänger in einem Schacht unter der Stadt lag, und von Kindheit an wird sie von legendären Berlinern wie Albert Einstein, Max Planck, Heinrich Schliemann und Marlene Dietrich begleitet, die ihr als halbtransparente Erscheinungen im Schwarzweiß des Kinos der Vergangenheit erscheinen. Diese Doppelbelichtungen sind nur einer von vielen Filmtricks, mit denen Erik Schmitt seinen Film angefüllt hat. Doch handelt es sich hier nicht um digitale Illusionseffekte, sondern um gute alte analoge Techniken, wie sie zum Teil schon von George Méliès erfunden wurden, und wie Schmitt sie schon in seinen Kurzfilmen gefeiert hat. Der Film quillt über von diesen kleinen filmtechnischen Kunststückchen. Wegen ihnen hat Schmitt auch diesen Film gemacht. Wenn Cleo sich auf die Suche nach einer Zeitmaschine macht, die die berühmtesten Einbrecher von Berlin, die Gebrüder Sass in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gestohlen haben, dann ist ihre folgende Schatzsuche vor allem eine Gelegenheit dafür, an möglichst vielen interessanten Motiven der Stadt zu drehen. Dabei trifft sie einige sympathisch skurrile Filmfiguren wie zwei Kleinganoven, die ihr helfen, und einen Stadtarchivar, der das Gedächtnis der Stadt verkörpert. Denn Schmitt will spielerisch auch die Geschichte von Berlin erzählen, und so gibt es im Film eine Rückblende über mehrere Jahrhunderte in die Zeit, als Berlin nur ein Bauerndorf war, und in einer Bar trifft Cleo außerdem eine Wiedergeburt der Berliner Tänzerin Anita Berber. Schmitt ist eher ein Poet als ein Erzähler, und so sind viele von seinen Bildern mehrdeutig. Wenn Cleos Herz nach dem Verlust ihres Vaters so schmerzt, dass es in einer Tricksequenz von einer Mauer umschlossen wird, ist das auf einer Ebene ein schlichtes Sinnbild, aber die Mauer hat in Berlin eben auch eine ganz andere Bedeutung. Schmitt erzählt in CLEO darüber hinaus auch noch eine Liebesgeschichte, und er lässt seine Protagonistin mit der schließlich gefundenen Zeitmaschine an den Anfang der Zeit reisen, wo sie sich selber begegnet. Und Erik Schmitt hat noch eine Trumpfkarte, und dies ist die Besetzung seiner Protagonistin durch Marlene Lohse und Gwendolyn Göbel als die junge Cleo. Durch ihr Spiel wird diese Figur, die ja im Grunde eher eine Kopfgeburt ist, erstaunlich lebendig, und durch ihre Präsenz bekommt der Film seine dringend nötige Erdung.