Call of Beauty

Filmplakat: Call of Beauty

FBW-Pressetext

Zwei Freundinnen, ein YouTube-Channel. Zusammen geben sie Schminktipps, testen neue Produkte, machen Werbung, übertreffen sich gegenseitig in Coolness und Sex-Appeal. Doch hinter den Kulissen geht der Blick immer wieder auf die Klickzahlen, die Likes und die Kommentare. Denn schließlich müssen die Beiden auch morgen noch angesagt genug sein, um die Werbedeals nicht zu verlieren. Oder – Gott bewahre! – ihre Schönheit. Aber dabei kann ja Photoshop ein wenig helfen. Denn über jedem Post oder Beitrag liegt ein raffinierter Filter, der aus schön noch schöner macht. Brenda Liens CALL OF BEAUTY ist eine herrlich bissige Satire über einen Bereich der aktuellen YouTube-Szene und den medial verzerrten Schönheitsidealen. Die Bilder sind bunt, schrill, hell und extrem schnell montiert. So entstehen der Look des behandelten Mediums und auch das Gefühl der Überwältigung, welches der Zuschauer beim Anschauen der entsprechenden Clips empfindet. Als krassen Gegensatz dazu inszeniert Lien die Welt hinter den Kulissen. Dunkle Bilder, grelle Neonschminke, auf der Soundebene Maschinengewehre – hier wird das Battle um die meisten Klicks zum Krieg, die Clips zum Kriegsgeheul, die Maske zur Kriegsbemalung. Und im Grunde ist jeder ein Verlierer. Denn wenn am Ende eine der Freundinnen die Maske abnimmt, ist ihr wahres Ich darunter fahl und ausdruckslos. CALL OF BEAUTY ist ein glänzend gemachter Film, der ein Phänomen unserer Zeit genau beschreibt und entlarvt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Satire; Kurzfilm
Regie:Brenda Lien
Darsteller:Lili Ullrich; Anabel Möbius
Drehbuch:Brenda Lien
Kamera:Lena Reidt; Brenda Lien
Schnitt:Brenda Lien
Musik:Brenda Lien
Länge:8 Minuten
Produktion: Brenda Lien
Förderer:Hochschule für Gestaltung Offenbach

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In seinen ersten Sequenzen zeigt dieser satirische Kurzspielfilm den YouTube-Auftritt von zwei jungen Frauen, die auf ihrem Kanal Schminktipps geben. Sie agieren wie aufgekratzte Freundinnen, die extrem gestylt sind und ihre jungen weiblichen Follower dazu animieren, ihre „Favoriten aus Fashion und Beauty“ zu konsumieren. Doch die Kamera bleibt auch auf den beiden, wenn ihre Videoshow beendet ist, und zeigt sie in extrem künstlichen Neonfarben dabei, wie sie ihre Verträge mit den Herstellerfirmen der Kosmetika zitieren, in denen genau festgelegt ist, wie und wie oft sie deren Produkte in ihren Sendungen erwähnen. Die beiden machen deutlich, dass sie längst keine Freundinnen, sondern Geschäftspartnerinnen sind, die zynisch über ihre Fans lästern, deren Idealtyp für sie „ein hässliches Mädchen ist, das in der Schule gemobbt wird“ und dadurch Trost findet, das es die von ihnen gepriesenen Produkte kauft. In einer Sequenz ziehen die beiden eine künstliche Haut von ihren Gesichtern ab und zeigen damit, wie gemacht und unnatürlich ihr glamouröses Aussehen ist. Und mit Fotos von ihnen vor und nach einer gründlichen digitalen Retusche wird ihre Authentizität endgültig dekonstruiert. CALL OF BEAUTY ist originell, witzig und mit einem genauen Wissen um solche Zeitphänomen wie den Schönheitswahn und die Kommerzialisierung der digitalen Medien gestaltet.