Brüder und Schwestern

Kurzbeschreibung

Langzeitbeobachtung (1988-91) und Dokumentation einer deutschen Wende: Befragung von ausgewählten Menschen in Weimar und Trier.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Pavel Schnabel
Drehbuch:Pavel Schnabel
Kamera:Pavel Schnabel
Schnitt:Eva Voosen
Musik:Klang Projekte Weimar
Länge:98 Minuten
Verleih:Con-Film
Produktion: Pavel Schnabel Filmproduktion Pavel Schnabel

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Filmemacher hatte das Glück, schon vor der Wende in Weimar für ein Porträt der Partnerstädte Weimar/Trier Aufnahmen machen zu können. Daraus sind mit der Wende filmische Langzeitbeobachtungen geworden. Er hatte aber auch die gabe, schon im Jahre 1988 die richtigen Fragen zu stellen, ohne zu wissen, wie rasch sie aktuell würden. Erregend ist, wie nahezu alle probleme in diesem Weimarer Mirko-Kosmos filmisch eingefangen werden, die im Laufe des Einigungsprozesses mit den "Brüdern und Schwestern" in die Debatte geworden wurden. Dies reicht von der ehemaligen Nazi-Begeisterung, über den Vergleich zwischen Nazi- und SED-Regime, bis hin zum Umbruch 1945-1950, zu den Aufmärschen in braun oder blau, zur Auseinandersetzung über die Wende und schließlich zu den nach der Wende bei den Betroffenen entstandenen fragen, Ängsten, Zweifeln. Auf viele dieser Fragen hat man im Westen keine Antworten, aber gerade deshalb erregen sie, wenn sie im Film angesprochen werden.
Kritisch wird im Bewertungsausschuss angemerkt, dass manche Längen und Wiederholungen auftauchen, wie beispielsweise in den Szene im Wahllokal. Dem wurde aber entgegnet, dass gerade die erste freie Wahlentscheidung für viele nicht ein einfaches Ankreuzen war, sondern - durchaus plausibel - mit Überlegungen noch in der Wahlkabine verbunden war. Faszinierend die Szene beim Öffnen der Urne und dem beginn der Stimmauszählung im Beisein des Publikums.

Hervorzuheben ist, dass dieser Film keinen Kommentar enthält. Durch die Auswahl der Gesprächspartner, durch die gestellten Fragen ist er aber zu einer Analyse des deutschen Einheitsprozesses geworden - am Beispiel von gut einem Dutzend Menschen.