Bronsteins Kinder

Kinostart: 25.06.92
1990
Filmplakat: Bronsteins Kinder

Kurzbeschreibung

Anlässlich der Beerdigung seines Vaters versucht ein junger Mann, sich Rechenschaft zu geben über sein Verhältnis zum Vater und der Selbstjustiz des Vaters an einem ehemaligen KZ-Aufseher.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Jerzy Kawalerowicz
Darsteller:Angela Winkler; Katharina Abt; Rolf Hoppe; Matthias Paul
Drehbuch:Jurek Becker; Jerzy Kawalerowicz
Buchvorlage:Jurek Becker
Kamera:Witold Sobocinski
Schnitt:Helga Olschewski
Musik:Günther Fischer
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:98 Minuten
Kinostart:25.06.1992
Verleih:Tobis
Produktion: ZDF Enterprises, Mainz, Novafilm Fernsehproduktion
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Drei ehemalige jüdische KZ-Häftlinge, unter ihnen Bronstein, treiben nach 30 Jahren einen ihrer früheren Bewacher auf, sperren ihn ein, foltern ihn und üben Selbstjustiz aus Rache. Bronsteins Sohn (19) kommt entsetzt dahinter, versucht seinen vater davon abzuhalten, sich schuldig zu machen. Doch gelingt ihm die Befreiung der geisel erst nach dem überraschenden Tod des Vaters.

Nach einem Roman von Jurek Becker wird in dieser Verfilmung erschütternd deutlich, wie die Verbrechen der Nazizeit bis in die Nachgeneration hineinwirken können. Wie schwer eine Vater-Sohn-beziehung sich entwickeln kann, wenn der Alte in unversöhnlichem Hass dem Gestern verbunden bleibt, noch Jahrzehnte nach Kriegsende nicht bereit, sich wieder als Deutscher zu fühlen, während der Junge schon aus Selbsterhaltungstrieb gezwungen ist, sich der Zukunft zuzuwenden.

Der Film löste zunächst eine kontroverse Diskussion aus. Die Regie von Jerzy Kawalerowicz, die das schwierige thema in den Griff zu bekommen versuchte, wurde einerseits als "irritierend perfekt" bezeichnet, die in ihrer im Grunde konventionellen Gestaltung hinter dem politischen Anspruch zurückbleibe, andererseits sei ihn zu bescheinigen, dass die Vater-Sohn-Diskussion um jüdische Identität heute in verknappter Sprache und ohne Rückblenden nicht zu bewältigen gewesen wäre.

Der "Film im Film", so wurde geäußert, wirke aufgesetzt und werde als Stilbruch empfunden, jedoch als Ventilfunktion akzeptiert. Die Musik bezeichnete der Ausschuss mehrheitlich als nicht mehr als üblich, aber letztlich nicht unpassend. Einstimmig wurde die Leistung der Darsteller hervorgehoben, was nicht nur für die Haupt-, sondern auch Nebenrollen gilt. Ohne Hoppe und Müller-Stahl wäre die unterschiedlich auslegbare Deutung ihrer Rollen kaum so überzeugend gelungen. So fiel es dem Ausschuss nicht schwer, mit seiner Zustimmung zu Regie, Kamera, Ausstattung, Dialogen und Darstellern das höchste Prädikat zu vergeben.