Filmplakat: Botschaften

FBW-Pressetext

Ein vogelartiges Wesen durchschreitet die Räume verlassener Botschaften. Der Rocksaum schleift über die Dielen, die Treppe knarzt, als das Wesen sie betritt. Überall Geräusche, das Echo von Kinderlachen, ein Lied, das leise verhallt. Und immer wieder dieses kleine Licht, das hineinscheint in die verlassenen Räume und dem Wesen das Gefühl gibt, doch nicht alleine zu sein. Auch wenn genau das wohl ihr Schicksal ist. Der experimentelle Puppentrick-Kurzfilm BOTSCHAFTEN von Daniel Höpfner beeindruckt durch die gestalterische Sorgfalt bei der Erschaffung einer Welt, sowohl visuell als auch akustisch. Keimzelle der Idee für das Kurzfilmprojekt war neben eigenen Erinnerungen auch Dieter Wursters Fotodokumentation über Raffael Rheinsbergs Kunstaktion „Botschaften“, welche im ehemaligen Diplomatenviertel des West-Berliner Bezirkes Tiergarten Anfang der 1980er Jahre stattfand. Die Figur vogelartigen Wesens, von dem oft nur Ausschnitte zu sehen sind, bewegt sich wie ein Fixpunkt von Raum zu Raum, das Spiel mit Licht und Schatten erschafft eine melancholische Grundstimmung, deren sanfter Schauer von einer kongenial komponierten Tonebene aus Geräuschen und Melodien unterstützt wird. So entsteht ein sinnliches Kurzfilmkinoerlebnis, dessen Stimmung noch lange nachwirkt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Daniel Höpfner
Drehbuch:Daniel Höpfner
Kamera:Daniel Höpfner
Schnitt:Rudi Zieglmeier
Webseite:phaenomenfilm.de;
Länge:15 Minuten
Produktion: Phaenomenfilm Daniel Höpfner
FSK:6
Förderer:FFA; MBB

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Orte sind real, die Figuren und die Handlung aber sind tricktechnisch animiert: aus diesem Gegensatz erzeugt der Regisseur Daniel Höpfner in seinem Film BOTSCHAFTEN eine Atmosphäre ganz spezieller Art. Horrorfilm-Elemente mischen sich mit Nostalgie, Erinnerungsszenen gehen über in Geister-Auftritte. Die Jury bewunderte die Bildgestaltung, die eindrucksvolle Räume schafft und gekonnt mit Licht und Schatten spielt, wie auch den suggestiven Einsatz von Wind und Wetter, die die Stimmung mitbestimmen. Der Griff zum Normalbild-Format erscheint in diesem Zusammenhang besonders passend und gut überlegt zu sein. Die Tonspur liefert dazu bewusst gesetzte Kontrapunkte mit populären Stücken wie dem altbekannten Weihnachtslied „Stille Nacht“, die gleichsam verfremdend eingespielt werden, und historischen Archivmaterial. Spiegelung ist ein großes Thema, das sich auf abstrakte Weise durch den Film zieht: selbst der Titel des Films, BOTSCHAFTEN, wird gespiegelt bzw. gedoppelt im Ort der Handlung – hier handelt es sich um verlassene Botschaftsräume – und auch im Erzählten, in dem es eben um Ungesagtes und Vergessenes geht. Ein überzeugender Kurzfilm, dem die Jury gerne das höchste Prädikat „besonders wertvoll“ verleiht.