Before Sunrise

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wie verzaubert schwebt die Kamera durch Wien und bietet den Hintergrund für das Kennenlernen von zwei jungen Menschen, die auch bereit sind, sich gegenseitig ihre Herzen und ihre Seelen zu öffnen. Es ist der einfühlsamen Regie von Richard Linklater zu verdanken, dass Julie Delphy (nie sah man sie so gut) und Ethan Hawke (hervorragend!) bei vollständiger Identifikation mit ihren Rollen so spielen, als ginge es um die Eigene Beziehung zueinander.

Was sich die beiden Menschen zu erzählen haben und wie es mit zauberhaften Einfällen offenbart wird (Rate- und Antwort-Spiel, Telefon-Spiel …) zeugt von einem intelligenten und realitätsnahen Drehbuch: Eine Kultgeschichte für die „Generation X“. Eine stimmungsvolle und adäquate musikalische Begleitung verstärkt die poetische, fast märchenhafte Atmosphäre, die der Film ausstrahlt, ohne aufdringlich zu wirken oder sentimental zu sein. So märchenhaft das Spiel auch erscheinen mag, so treffend realistisch ist doch die Entwicklung der kurzen und intensiven Beziehung und der Gehalt dessen, was sich Celine und Jesse zu sagen haben. So bezieht der ohne äußere Handlung und ohne Spannungsbogen auskommende Film seine Faszination allein aus der Komposition von Schauplätzen, Musik, Zusammenspiel der Protagonisten, Menschlichkeit und Lebenssinn.