Barton Fink

Kinostart: 30.09.91
1991
Filmplakat: Barton Fink

Kurzbeschreibung

Ein Bühnenautor gerät - nach Hollywood verpflichtet - in eine Schaffenskrise, wird in einen Mord verwickelt und mit für ihn bedrohlichen Ereignissen konfrontiert.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Joel Coen; Ethan Coen
Darsteller:Judy Davis; John Goodman; Michael Lerner; John Mahoney; John Turturro
Drehbuch:Joel Coen; Ethan Coen
Kamera:Roger Deakins
Schnitt:Roderick Jaynes
Musik:Carter Burwell
Länge:117 Minuten
Kinostart:30.09.1991
Produktion: Circle Films
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im Bewertungsausschuss wurden unterschiedliche Deutungen der Geschichte laut. Zunächst die etwas vordergründige: Ein New Yorker Bühnenautor, mit einer Vision vom neuen Theater, verliert in Hollywood seine Identität. Liegt es daran, dass er ein Drehbuch für einen Film schreiben soll, der von vornherein auf Minderqualität angelegt ist - ein Catcher-Film, ein B-Picture, oder liegt es an Hollywood selbst, das Köpfe kauft, eigentlich aber an ihnen gar nicht interessiert ist, sondern nur verhindern will, dass sie nicht von der Konkurrenz gekauft werden? Die zweite Interpretation liefern die Worte NEBUKADNEZARS (der Eroberer Jerusalems, der die Juden in die babylonische Gefangenschaft führte, aus der uns die Geschichte von den "Drei Männern im Feuerofen" bekannt ist, die sich weigerten, den goldebnen Götzen anzubeten, aber dennoch nicht verbrannten) aus dem Buch Daniels: "Mein Entschluss steht fest: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilen könnt, dann sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden."

Zunächst sieht man ganz konkrete Bilder, hört konkrete Geräusche. Die Realität löst sich aber im laufe des Films auf und steigert sich bis hin zur Apokalypse. Der im "art deco" gestaltete Flur wird immer unheimlicher, die Tapete immer mehr zur Mauer eines Gefängnisses, zu dem es nur einen zugang über den Aufzug gibt, dessen greiser liftboy nur über eine wortkarge und gestelzte Sprache verfügt. Dabei entstanden ist ein Film über das Schreiben, ein Film, der zunächst Realitäten und dann immer mehr Visionen zeigt.

Und schließlich eine dritte Interpretation: Der Held trägt stets seine Kleidung, Brille und die Frisur aus der Low East Side (N.Y.). Er behält sie bei, wenn er durch das Inferno geht, denn dieses Hollywood präsentiert sich ihm mit Seiten, die Konzentrationslagern durchaus ähnlich sind. Da gibt es uniformlüsterne, an Göring erinnernde Großproduzenten, Kapo-Charaktere, Mitgefangene und schließlich das an ein krematorium erinnernde feuer. Da gibt es mit ihrer Verhörsprache an die SS erinnernde Detektive, ebenso wie das Abschlachten von Bekannten und Verwandten.

Bemerkenswert ist die Kameraarbeit, sind die Ausstattung und die Geräusche, die manchmal bewusst in die Irre führen, sind die literarischen Qualitäten der Dialoge und viele Details, wie die vertauschten Schuhe oder der fast trostlose Farbdruck vom Meer, dem einzigen Punkt im Raum, an dem sich, wenn überhaupt, Fantasie entzünden könnte. Ein Bild, in das sich der Held zum Schluss selbst begibt, wenn er sich an den Strand mit dem geheimnisvollen Karton legt, der ihm vom Schlächter übergeben wurde. Enthält das Paket den Kopf des Autors, den dieser nun nutzlos mit sich herumträgt?