Auf Wiedersehen, Kinder

Kurzbeschreibung

Autobiographischer Film über eine Episode im besetzten Frankreich ( 1944): Eine sich anbahnende, vorsichtige Jungenfreundschaft in einem katholischen Internat wird zerstört durch die Verhaftung jüdischer Kinder und deren Abtransport ins KZ.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Louis Malle
Darsteller:Gaspard Manesse; Raphael Fejtö; Francine Racette
Drehbuch:Louis Malle
Kamera:Renato Berta
Schnitt:Emmanuelle Castro
Musik:Franz Schubert; Moment Musical Nr.2; Camille Saint-Saens; Rondo Capricoso
Länge:104 Minuten
Produktion: N.E.F. Filmproduktion und Vertriebs GmbH
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film vergegenwärtigt eine bedrückende, beklemmende und eine ersehnte bessere Welt. Doch der Traum von einer behüteten Jugend im Internat wird von Menschenverachtung und – vernichtung eingeholt, der Traum von einem jenseitigen Heil kann im Diesseits weder mit Liebe noch mit Gerechtigkeit verwirklicht werden, der Traum von einer schöneren Welt wenigstens in den Romanen Scheitert an der Unverständlichkeit und Vieldeutigkeit der Literatur, ehe er an der Wirklichkeit überprüft werden kann. So bleiben nur Augenblicke des gegenseitigen Verständnisses, Momente nur des Glücks, Filmszenen lediglich mit Chaplin’s großem Immigranten Charlie, dessen Naivität und dessen Sehnsucht nach einer besseren Welt der Freiheit die Bedrückung für kurze Zeit erhellt und verschwinden lässt.
Nicht holzschnitthaft, sondern subtil und zurückhaltend wird solche Diskrepanz zwischen Hoffnung und Wirklichkeit vergegenwärtigt. Das erweist sich in der Zeichnung der Charaktere und der Gestaltung der Ereignisse, wird anschaulich in der Ausstattung des Films und seinen Interieurs, sinnlich erfassbar in seiner Farbgestaltung wie in seinen Dialogen ( und auch in seiner Synchronisation). Es bestimmt die Atmosphäre und Stimmung eines Films, der nicht in Schuldzuweisungen, Selbstbezichtigungen oder Entschuldigungsversuchen sich manifestiert, sondern in der präzisen Beobachtung von Stimmungen, Empfindungen, Beziehungen, Entscheidungen. Gesten und Blicke, Stimmnuancen und absichtsvolle wie unabsichtsvolle Körperkontakte bringen dementsprechend zum Ausdruck, was in und zwischen den Menschen vorgeht, was sie einander bedeuten und antun.
Die sorgfältige Durchgestaltung vieler Handlungs- und Gegenstands-Details, die meisterhafte Führung der meist jugendlichen und teils noch kindlichen Darsteller, die verhaltene Charakterisierung nicht nur der Erzieher, sondern auch der Besatzungsmacht, ihrer Gestapo und ihrer Kollaborateure entsprechen diesem Konzept, das nicht nur in der Gestaltung des Internatslebens, sondern auch als Auseinandersetzung mit der Zeit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges sich gegenüber einer umfangreichen Palette von Vorgängern behauptet und an frühere Filme des Regisseurs anschließt.