approaching the puddle

Filmplakat: approaching the puddle

FBW-Pressetext

Da ist sie, die Pfütze. Ein kleines Fleckchen Nass auf einem großen Fleck Beton. Die Pfütze sieht tief aus. Irgendwie verlockend. Aber eben auch nass. Und ein bisschen schmutzig. Sollte man springen? Oder drüber hüpfen? Oder dran vorbei laufen? Vielleicht sollte man auch einfach erstmal davor stehen bleiben. Und tanzen. In seinem fast neunminütigen experimentellen Tanzfilm setzen sich Regisseur Sebastian Gimmel und die Tänzerin Homai Toyoda mit dem Thema der Pfütze auf ganz neue und reizvolle Art auseinander. Zusammen entwickeln sie eine Choreografie, in der schon bald nicht nur die junge Frau in Gummistiefeln einen Tanz absolviert, sondern auch die Kamera, der Ton, die Musik. Denn nach und nach entwickelt sich ein irrwitziger Rhythmus aus Annäherung und Entfernung, aus überlegt langsamen Bewegungen und überdreht schnellen Aktionen. Jeder Schnitt hat seinen akkustisch passenden Effekt, alles passt zusammen. Ganz ohne rationalen Sinn und Verstand, einfach nur aus kindlicher Freude an dem Moment. APPROACHING THE PUDDLE ist virtuose Kurzfilmkunst, bei der sich alles Können in einem Film vereint. Formvollendet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm; Tanzfilm
Regie:Sebastian Gimmel
Darsteller:Homai Toyoda
Drehbuch:Sebastian Gimmel
Kamera:Claire Jahn
Schnitt:Sebastian Gimmel
Musik:Tobias Hartmann
Länge:8 Minuten
Verleih:Kunsthochschule für Medien Köln
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In einem typisch tristen und grauen Hinterhof entdeckt eine junge Frau eine Pfütze. Sie geht darauf zu, bleibt vor ihr stehen. Und anstatt sich zu entscheiden – reinspringen, drüberspringen, davonlaufen – beginnt sie zu tanzen. Fast neun Minuten dauert der experimentelle Kurzfilm von Regisseur Sebastian Gimmel, der zusammen mit der Tänzerin Homai Toyoda auch die Choreografie entwickelte. Und die Art und Weise, wie dies geschieht, ist in den Augen der Jury filmisch völlig unkonventionell und äußerst reizvoll gelöst.

Durch die Choreografie des Tanzes, die von einer ähnlich sorgfältig komponierten Soundebene und Montage begleitet wird, entwickelt der Film eine Art Sog. Als Zuschauer folgt man der Bewegung der Tänzerin, als handele es sich hier um ausgelebte Gedankengänge. Wie ein Kind tänzelt die junge Frau um die Pfütze herum. So entsteht eine Art erzählerische Spannung, denn die Protagonistin wechselt stets in Tempo und Ausdruck. Nie weiß der Zuschauer, was als nächstes kommt und ob der Sprung tatsächlich noch erfolgen wird. Die Abstraktion des Moments gipfelt in kleinen animierten Tricksequenzen mit Mini-Gummistiefeln, die Teile der Jury als irritierend empfanden, sich dann aber doch harmonisch in den Film einfügen.

Zur Aussage des Films kann man vieles sagen – oder eben nichts. Testet die junge Frau Grenzen aus? Fühlt sie sich unter Druck gesetzt, kann sie den Erwartungen anderer nicht standhalten? Oder ist der ganze Film eine liebevolle nostalgische Erinnerung an die Unbekümmertheit der Kindheit? Der Film von Sebastian Gimmel lässt jegliche Deutung zu. Die Jury kam zu dem Schluss, dass dies jedoch nebensächlich sei. Am Ende steht ein kurzweiliger unterhaltsamer Film, der durch seine Sorgfalt auf Ton- und Bildebene und das hohe Maß an Kreativität zu überzeugen weiß. Sie verleiht ihm deshalb gerne das höchste Prädikat „besonders wertvoll“.