Jurybegründung

Ein Film, der den Zuschauer überrennt mit seiner Fülle von Bildern, Eindrücken und Informationen, der ein weitgehend unbekanntes Südamerika und Informationen, der ein weitgehend unbekanntes Südamerika auf die Leinwand bringt – und zugleich ein Film, der etliche dramaturgische Schwächen mit sich schleppt und Bedauern darüber hervorruft, dass ihm so viel an letzter Perfektion fehlt.



Vor dieses Problem sieht sich der Bewertungsausschuß gestellt, diesem Zwiespalt ist er ausgesetzt bei der Abwägung von Plus und Minus.



Ein junger Vater, arbeitsloser Akademiker, von seiner Frau getrennt lebend, sieht sich mit seinem achtjährigen Sohn vor dem Terror der Militärdiktatur (1983), die Argentinien beherrscht, zur Flucht gezwungen. Bis zum Beginn der Flucht ist dies ein weitgehend politischer Film, der in den Gesichtern der Beteiligten die Angst der Zeit widerspiegelt. Das Drama verliert dann seine Schwere und weicht mit dem Beginn der Flucht einem poetischen Zwischenspiel. Die Reise in überfüllten Bussen durch die Steppen Boliviens, durch das Hochgebirge der Anden, bis zum Eintreffen in Quito, der Hauptstadt von Ecuador, wird in etwas touristischer Manier und aus dem Rahmen fallend, dennoch spannend in Szene gesetzt. Schwach gerät wieder das Finale. Die Integration des Vaters in ein kaum definierbares deutsch-ecuadorianisches Arbeitsverhältnis und das plötzliche Bekenntnis des Jungen, der sich bis dahin stets nach seiner Mutter gesehnt hat, zu seiner neuen Heimat, sind nur schwer nachvollziehbar.



Man spürt, was den Autoren vorschwebte: die Probleme der immer wiederkehrenden Emigration aufzuzeigen, bei den Großeltern, die aus Deutschland nach Argentinien flüchteten, und bei der nächsten Generation, die aus Argentinien vertrieben wird. Aber ehe diese Tendenz sich festigt, wird des Zuschauers Geduld auf die Probe gestellt. Die Flucht, die Reise ins Ungewisse, wird zum gewiß sehenswerten Abenteuer an sich, es gelingt aber nicht, sie in das Grundthema nahtlos zu integrieren.



Angesichts der im großen und ganzen überzeugenden Leistungen der Darsteller, vor allem des kleinen Amigomio, der Kamera, der von Folklore durchwehten Musik und auch der schwierigen Realisation des Vorhabens entschloß sich der Bewertungsausschuß nach langer Diskussion, über die Schwächen von Buch, Dialog und Regie hinwegzusehen und einstimmig das Prädikat „wertvoll“ zu vergeben.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Jeanine Meerapfel; Alcides Chiesa
Darsteller:Mario Adorf; Daniel Kuzniecka; Diego Mesaglio; Debora Brandwajnman
Drehbuch:Jeanine Meerapfel; Alcides Chiesa
Kamera:Victor González
Schnitt:José María del Péon; Andrea Wenzler
Musik:Osvaldo Montes; León Gieco
Weblinks:filmfriend.de;
Länge:115 Minuten
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Malena Films GmbH, Berlin, Malena Films GmbH, Berlin Telefilm Saar GmbH, Saarbrücken/Chelco Producciones S.R.L., Buenos Aires, im Auftrag von NDR, Hamburg/SR, Saarbrücken/WDR, Köln/Arte,
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ein Film, der den Zuschauer überrennt mit seiner Fülle von Bildern, Eindrücken und Informationen, der ein weitgehend unbekanntes Südamerika und Informationen, der ein weitgehend unbekanntes Südamerika auf die Leinwand bringt – und zugleich ein Film, der etliche dramaturgische Schwächen mit sich schleppt und Bedauern darüber hervorruft, dass ihm so viel an letzter Perfektion fehlt.

Vor dieses Problem sieht sich der Bewertungsausschuß gestellt, diesem Zwiespalt ist er ausgesetzt bei der Abwägung von Plus und Minus.

Ein junger Vater, arbeitsloser Akademiker, von seiner Frau getrennt lebend, sieht sich mit seinem achtjährigen Sohn vor dem Terror der Militärdiktatur (1983), die Argentinien beherrscht, zur Flucht gezwungen. Bis zum Beginn der Flucht ist dies ein weitgehend politischer Film, der in den Gesichtern der Beteiligten die Angst der Zeit widerspiegelt. Das Drama verliert dann seine Schwere und weicht mit dem Beginn der Flucht einem poetischen Zwischenspiel. Die Reise in überfüllten Bussen durch die Steppen Boliviens, durch das Hochgebirge der Anden, bis zum Eintreffen in Quito, der Hauptstadt von Ecuador, wird in etwas touristischer Manier und aus dem Rahmen fallend, dennoch spannend in Szene gesetzt. Schwach gerät wieder das Finale. Die Integration des Vaters in ein kaum definierbares deutsch-ecuadorianisches Arbeitsverhältnis und das plötzliche Bekenntnis des Jungen, der sich bis dahin stets nach seiner Mutter gesehnt hat, zu seiner neuen Heimat, sind nur schwer nachvollziehbar.

Man spürt, was den Autoren vorschwebte: die Probleme der immer wiederkehrenden Emigration aufzuzeigen, bei den Großeltern, die aus Deutschland nach Argentinien flüchteten, und bei der nächsten Generation, die aus Argentinien vertrieben wird. Aber ehe diese Tendenz sich festigt, wird des Zuschauers Geduld auf die Probe gestellt. Die Flucht, die Reise ins Ungewisse, wird zum gewiß sehenswerten Abenteuer an sich, es gelingt aber nicht, sie in das Grundthema nahtlos zu integrieren.

Angesichts der im großen und ganzen überzeugenden Leistungen der Darsteller, vor allem des kleinen Amigomio, der Kamera, der von Folklore durchwehten Musik und auch der schwierigen Realisation des Vorhabens entschloß sich der Bewertungsausschuß nach langer Diskussion, über die Schwächen von Buch, Dialog und Regie hinwegzusehen und einstimmig das Prädikat „wertvoll“ zu vergeben.