American Beauty Ltd.

Kinostart: 14.06.90
1990

Kurzbeschreibung

Die Geschichte immer wieder erneuerter und ebensooft enttäuschter Visionen von einer besseren - humanen, sozialen und friedlichen - Welt wird von einem Paar in wechselnden Rollen und Zeitläufen dargestellt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Essayfilm
Regie:Dieter Marcello
Drehbuch:Dieter Marcello
Kamera:Axel Block
Schnitt:Christel Maye
Musik:Wolfgang Hamm
Länge:89 Minuten
Kinostart:14.06.1990
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Marcello, Dieter, Projekt + Film GmbH, Stuttgart

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit den Augen, den Hoffnungen und Ängsten, Erlebnissen und Enttäuschungen von acht Menschen zeigt der Film das Leben in den USA in vier Episoden, die am Anfang dieses Jahrhunderts , in den zehner bis dreißiger Jahren, den dreißiger bis vierziger Jahren und heute spielen. Dabei werden die Paare, die man gleichzeitig als Menschen ihrer Zeit und als die Erinnerung der heutigen Frau an ihr früheren Leben miterleben kann, dadurch zu „Mit“-Menschen, dass sie von dem gleichen Schauspielerpaar verkörpert werden. Die Unterschieden der Lebensumstände in der jeweiligen und die Gleichartigkeit menschlicher Empfindungen zu jeder Zeit verschränken sich dabei aufs engste.

Intensiviert wird dies durch eine bravouröse Verwendung dokumentarischer Aufnahmen. Sie werden als Dokumente nicht zum Tatsachenbeleg oder Recherchier-Zertifikate eingefügt, sondern kommen als die natürliche Arbeitswelt und alltägliche Umgebung der Gestalten wie selbstverständlich zur Geltung, stellen dadurch ihre Bild- und Sachinhalte nicht demonstrativ zur Schau, sondern erscheinen als Teil ihrer Zeit. Verstärkt wird diese unmittelbare Wirkung der Dokumentaraufnahmen durch ihre sensible Interpretation mit Hilfe der Musik und der zurückhaltend nachsynchronisierten Geräusche. Hervorragend gelungen sind die unumgänglichen Verbindungen von alten und neu inszenierten Aufnahmen, die sich oft wie nur unterschiedliche filmische Wiedergaben der gleichen Geschehnisse miteinander verbinden.

Die Gestaltung des Films, die durch die Einfühlung der zwei Darsteller in die jeweiligen zeittypischen Gestalten mit Hilfe des Spiels, der Maske und der Kostüme noch gesteigert wird, verdichtet sich durch die Geschlossenheit der Thematik und des Inhalts. Denn es ist die Automobilstadt Detroit, die zum Thema des Films wird, der damit die Entwicklung der modernen Fertigungs-, Ausbeutungs- und Arbeitskampfmethoden zum Mittelpunkt des Geschehens macht. Die geografische wie die soziale Mobilität als ein zeitgemäße „Generalmobilmachung“ der gesellschaftlich-politischen Kräfte der Individuen und der Gruppen, der Wirtschaft und des Staats, d.h. die Technik als der Ausgangspunkt auch für die soziale Entwicklung kommen so – aber eben fern derartiger Theoretisierungen – zur Geltung.

Es sind nicht derartige Gedanken, sondern Kreationen der Fantasie, die diesen Film veranschaulicht. Er vertraut in seinen Szenen und Entwicklungen auf die sinnliche Präsenz des Seh- und Hörbaren und versagt sich wohlfeilen Abstraktionen.