Am Ende der Wald

Filmplakat: Am Ende der Wald

FBW-Pressetext

Sie war allein mit ihm im Wald und musste schnell reagieren. Er lief weg von ihr, sie hat geschossen. Sie weiß, sie ist Polizistin, auch das gehört zu ihrem Beruf. Doch die Familie des Toten macht ihr Vorwürfe. Und ihre Dienststelle hat sie suspendiert, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Alles reine Formalien. Doch für sie ist nichts mehr wie vorher. Sie hat Alpträume und leidet unter Schuldgefühlen. Eines Tages entscheidet sie, dass nur der Weg nach vorn sie davon erlösen kann. Und dieser Weg führt sie nach Tschechien. Durch den Wald. Mit seinem Kurzspielfilm AM ENDE DER WALD ist Felix Ahrens ein spannender und bis zum Ende überraschender Thriller gelungen, der seine große atmosphärische Dichte von der ersten bis zur letzten Minute hält. Ganz nah ist die Kamera bei der Protagonistin Elke, für die Henrike von Kuick die ideale Besetzung ist. Elke ist rau, keine wirkliche Sympathieträgerin – und doch ist man bereit, sie durch den Film zu begleiten, mit ihr die verschiedenen Gefühle zu durchleben, von Angst über Trotz bis hin zur Verzweiflung. Die Bilder sind geprägt von bedrückender Dunkelheit, das Farbenspiel von Grau bis Grün deckt sich teppichgleich über den Film und spiegelt die Situation. Und wenn der Film am Ende in den Wald zurückkehrt, dann hat sich, dank eines klug konstruierten Drehbuchs, der Kreis der Geschichte perfide geschlossen. Exzellentes Kurzfilmkino, das große Lust auf weitere Arbeiten des Regisseurs macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller; Kurzfilm
Regie:Felix Ahrens
Darsteller:Henrike v. Kuick; Tom Keune; Anna Schinz; Justus Carrière; Jakob Koudela; Jaromira Milova
Drehbuch:Felix Ahrens; Lucas Flasch
Kamera:Stephan Buske; Sabine Panossian
Schnitt:Marielle Pohlmann
Musik:Philip Feneberg
Länge:30 Minuten
Verleih:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, David Nienhold;
Förderer:Filmuniversität Babelsberg; MDR

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Die Protagonistin des Films hat sich in aller Unschuld schuldig gemacht. Die junge Polizistin Elke war bei einer Verfolgung alleine im Wald überfordert und gab in einer für sie bedrohlich wirkenden Situation einen Schuss ab, der tödlich traf. So ist sie zugleich Täterin und Opfer und Selbstzweifel sowie Schuldgefühle quälen sie immer intensiver. Davon erzählt Felix Ahrens in seinem Kurzfilm AM ENDE DER WALD und nutzt dafür die Konventionen des Polizeithrillers, geht aber dabei viel tiefer, als es sonst in diesem Genre üblich ist. Da die Grundsituation bekannt ist (Polizeikontrolle, Jagd im Wald, interne Untersuchung auf der Polizeiwache usw.), kann er mit der Kamera ganz nah an der Protagonistin bleiben, ohne dass dies auf Kosten der Klarheit der Geschichte geht. So kann er sogar bei einer Alptraumsequenz auf die übliche Auflösung (der Träumende wacht mit Schrecken im Gesicht auf) verzichten, ohne dass dies wie ein Stilbruch der ansonsten sehr realistischen Inszenierung wirkt. Damit ist ihm eine Charakterstudie gelungen, bei der er auch darauf verzichten konnte, seine Protagonistin als eine Sympathieträgerin zu stilisieren. Stattdessen hat er sehr starke Situationen (beim Besuch der Mutter des Getöteten hat sie Angst um ihr eigenes Kind) und Bilder (nicht nur am Ende sondern auch am Anfang „der Wald“) gefunden, mit denen er es dem Publikum möglich macht, sich intensiv in die Empfindungen der jungen Frau einzufühlen. Es ist erstaunlich, wie kompakt und atmosphärisch reich in den 30 Minuten des Films erzählt wird.