Als Großvater Rita Hayworth liebte (Ab ins Paradies)

Kurzbeschreibung

Nach dem Prager Frühling flieht ein Ehepaar mit zwei Kindern ins
vermeintliche Paradies BRD, durchläuft Lager und Notunterkünfte
und kehrt schließlich - vom Kapitalismus enttäuscht - zurück in
die CSSR.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie
Regie:Iva Svarcová
Drehbuch:Iva Svarcová
Schnitt:Georg Janett
Musik:Annette Focks
Länge:106 Minuten
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Svarcová Film GbR, Iva Svarcová, Malte Ludin, Berlin

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Familie auf der Flucht. Aus einer Welt hinter dem Eisernen
Vorhang ins gelobte Paradies Deutschland. Das Paradies bedeutet
dann Asylantenheim, Wohncontainer, mühsame Wohnungssuche und
schwierige Integration, das Erliegen den Verlockungen des Westens
(Kaufrausch der Frau), die Desillusionierung des Ferientraums
Italien, das Gefühl der Verlorenheit in der Fremde und die
Sehnsucht nach der Heimat...
Ließen sich die Kinder noch gegen ihren Willen von ihren Eltern
aus der Heimat bringen, so geben sie ihnen aber am Ende der
Odyssee durchs "Paradies" das Ziel vor: Ein kleiner Schritt für
die Menschheit, aber ein großer für sie - eine schöne Parabel auf
Mut und Zivilcourage. Dies in einer Zeit, als die Welt am Rande
eines dritten Weltkrieges im Chaos zu versinken drohte und der
erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte.

Ein hervorragendes Drehbuch war Garant für einen
außergewöhnlichen Film: Eine Fülle von kleinen, genau
beobachteten Geschichten in der Familie und in ihrem Umfeld (z.B.
in diversen Unterkünften, in der Schule oder beim Nachbarn mit
der geheimnisvollen Prager Vergangenheit) wurden filigran mit dem
zeithistorischen Hintergrund und den Rückblenden in die Heimat
(eindrucksvoll die Darstellung des Großvaters!) verwoben.

Locker und leicht und unter guter Führung spielen die
Protagonisten, deren Charaktere trefflich herausgearbeitet sind,
wobei es eine besondere Freude ist, den Kindern zuzuschauen. Ein
dramturgischer Glücksfall ist die lakonisch-heitere Kommentierung
der Familiengeschichte im Off durch die Tochter.

Ein besonderes Lob verdient die liebevolle Ausstattung, die den
Zuschauer auf eine Zeitreise in die späten 60er Jahre schickt;
diese wird atmosphärisch noch komplettiert durch die perfekt
abgestimmte Musik. Kamera und Montage tragen ihren Teil zum
Gelingen des Films bei, der mit sicherer Hand inszeniert wurde
und viel vom unwiderstehlichen Charme der berühmten tschechischen
Filmschule (z.B. Jirí Menzel) vermittelt.