Abschied von Matjora

Kurzbeschreibung

Ein großes Wasserkraftwerk steht kurz vor seiner Vollendung, der Stausee füllt sich langsam und die in seinem Bereich liegenden Dörfer müssen zwangsevakuiert werden, da die Menschen ihre "Scholle" nicht freiwillig verlassen wollen
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Elem Klimow
Länge:126 Minuten
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film ist dem Untergang der Insel und des Dorfes Matjora gewidmet, die dem Bau eines großen Wasserkraftwerks geopfert werden müssen. Die unerbittliche Logik und Konsequenz des technischen Fortschrittes zwingt die Dorfbewohner, von ihrer Heimat Abschied zu nehmen und für den geplanten Stausee Platz zu machen, aus der Wärme ihrer liebgewonnen Lebenswelt in die Kühle Zweckmäßigkeitswelt der modernen Industriegesellschaft "umgesiedelt" zu werden. Dem Drehbuch liegt ein Roman von Valentin Rasputin zugrunde, der in den fortgeschrittenen 1970er Jahren viel Aufmerksamkeit in der Sowjetunion finden konnte und dessen Aktualität heute besonders einleuchten mag.

Dem Filmteam ist ein künstlerisches Meisterwerk gelungen, dem der Ausschuss sowohl hinsichtlich der Regie, des Buches, der darstellerischen Leistungen, als auch der Kamera, des Schnittes, wie der Musik mit hoher Anerkennung begegnen möchte. Hier wird eine faszinierende "Sprache der Gesichter" nachlesbar, die von einer ungewöhnlich liebevollen - und in diesem Sinne unbestechlich genauen - Kameraarbeit Zeugnis ablegt. Die Montage verbindet verschiedene Einstellungen und Situationsentwicklungen so sinnvoll, daß aus der Fülle von Episoden eine große Erzählstruktur erwächst. Keine Totale spielt mit überzogenen Zusammenhängen, kein Ausschnitt verirrt sich ins Penetrante, Aufdringliche. Die Musik ist vor allem dort treffsicher und voller poetischer Kraft, wo sie das gemeinsame, verzweifelte Abschiedsdrama der dörflichen Inselbewohner charakterisiert. Dank dieser großartigen filmkünstlerischen Leistungen werden die Charaktere aller Beteiligten sorgfältig und ohne "ästhetische Priveligierungen" weniger Herausgehobener nachgezeichnet - auch Darja, die alte Frau, die immer hier gelebt hat, hier ihre KInder zur Welt gebracht hat, nun nicht einfach gehen und die Ahnen unter den Fluten verlassen sehen möchte, steht am Ende "nur" für viele andere.

Besonders ergreifend, augenöffnend ist der Film nicht zuletzt in den Szenen, die den drohenden Untergang jahrhundertealter Bedingungen, Sitten und Gebräuche zeigen, symbolisch kraftvoll in dem alten Ikonenbaum zusammengefaßt, der nicht fallen will und seinen Platz zeichenhaft behauptet.