Filmplakat: 1:1

FBW-Pressetext

Zum Reisen braucht man manchmal nicht mehr als das offene Auge. Und wenn man dann, zum richtigen Augenblick, die Bilder, die man sieht, zusammenführt, dann entsteht ein neuer, offener Horizont – und somit auch eine grenzenlose visuelle Freiheit. Der Filmemacher Telemach Wiesinger hat für seinen neuen Experimentalfilm 1:1 historische stereoskopische Photographien und eigene 16mm Filmaufnahmen am analogen Trickfilmtisch animiert. Dabei werden zwei Einzelbilder so miteinander in Verbindung gebracht, dass durch ihr Zusammenspiel eine dritte, eine verbindende Ebene entsteht. Ob zwei Tischtennisspielerinnen, die er in einem Match gegeneinander antreten lässt, oder eine Strandpromenade mit Leuchtturm, die er in zwei verschiedenen Entfernungen zum Leuchtturm zeigt – immer entsteht die Geschichte, die ein Bild erzählt, erst durch dieses Zusammenspiel. Doch neben seinen Einzelbildern ist 1:1 auch in seiner Motivabfolge und in seiner Inszenierung wie eine Reise durch fremde Länder und Zeiten. Unterstützt von einer pointiert gesetzten Musik und der gleichzeitig fast meditativen Ruhe im Übergang der Bilder entwickelt 1:1 einen tranceartigen Sog, dem man sich gerne ergibt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Schiffe in einem Hafen, zwei Personen, die vor einem Landsitz Tischtennis spielen, Leuchttürme mit Besuchern, Wellen, die an eine steinige Küste schlagen, eine Tankstelle, ein Pizzabus: die schwarzweißen Bildfragmente, die in Telemach Wiesingers experimentellem Kurzfilm 1:1 montiert werden, können als Hommage an den analogen Film und die Möglichkeiten des Spiels mit analog hergestellten Bildern verstanden werden.
In der Synopsis wird der Film treffend als „Filmpoem über die Reiselust“ beschrieben. Es sind Bruchstücke einer Reise, die kunstvoll montiert werden und eine Atmosphäre nostalgischer Erinnerung evozieren; ein Fluss der Bilder, der nicht zuletzt dadurch entsteht, dass das Bild immer wieder in Bildpaare geteilt ist, die in unterschiedliche Formen des Dialogs miteinander treten. Mal verzahnen sie sich, mal wechseln sie die Seite oder sie erzählen zeitversetzt von Handlungsvorgängen, wie etwa in der Episode mit dem Pizzabus, den ein Mann im geteilten Bildvordergrund lässig auf einem Stuhl wartend, noch in letzter Sekunde erreicht.
Die Bilder scheinen unterschiedlicher materieller Herkunft und aus unterschiedlichen Zeiten zu stammen. Doch liest man sich die Beschreibung zum Film durch, ist man erstaunt, dass es sich überwiegend um aus Reisen gesammelte Bilder sowie um inszenierte Szenen handelt, wie vermutlich die Tischtennispartie, die durch die Zeitlupe magisch überhöht wird. Im Zeitalter des digitalen Films erfahren wir 16-mm Schwarzweiß-Material inzwischen vielleicht schon allzu sehr als Relikt einer vergangenen Zeit, so dass wir aktuelles Filmmaterial dieser Art kaum noch als solches wahrnehmen. Hinzu kommt die stereoskopische Ästhetik aus einer Zeit der Bilder vor dem Film, die hier kunstvoll eingesetzt werden. Komplettiert wird das ästhetisch hochwertige und sehr stimmige Gesamtbild des Films durch eine Musik, die sowohl Elemente einer komponierten Filmmusik aufweist, als auch O-Ton-Klänge einsetzt, die sich wiederum zu musikalischen Elementen zusammenfinden.
Die Jury war sich einig darin, diesem filmlyrischen Kunstwerk das Prädikat „besonders wertvoll“zu verleihen.