1917

Kinostart: 16.01.20
2019
Filmplakat: 1917

FBW-Pressetext

Das in einer Einstellung gedrehte Kriegsdrama von Oscarpreisträger Sam Mendes erzählt die Geschichte zweier junger britischer Soldaten, die im Ersten Weltkrieg den Auftrag erhalten, in Frankreich eine wichtige Nachricht zu einem weit entfernten Bataillon zu bringen.

Frankreich, 1917: Briten und Deutsche liefern sich mitten im Ersten Weltkrieg einen erbitterten Stellungskampf. Da erhalten die zwei jungen britischen Soldaten Schofield und Blake von ihrem Kommandanten einen wichtigen Auftrag. Sie sollen eine Nachricht an ein anderes Bataillon überbringen, um zu verhindern, dass ihre Einheit in die Falle der Deutschen tappt. Dafür müssen Schofield und Blake mitten hinein in das vom Feind besetzte Land. Und sie müssen schnell sein. Denn der Angriff der Deutschen erfolgt bereits im Morgengrauen. Das erste Bild, welches in Sam Mendes‘ Film 1917 zu sehen ist, ist fast idyllisch. Doch nach und nach löst sich die Kamera von der grünen Wiese und geht, zusammen mit den beiden jungen Soldaten, die authentisch und sympathisch von Dean-Charles Chapman und George MacKay verkörpert werden, immer tiefer in die Alltagswelt des Schützengrabens und somit des Krieges. Von nun an wird es, bis auf eine Ausnahme, keinen sichtbaren Schnitt mehr geben und somit auch keine Möglichkeit für den Betrachter, sich von der fesselnden Handlung zu lösen, die beide Soldaten immer weiter durch die Szenerie treibt. Gerade die Kamera von Roger Deakins leistet Unglaubliches, wenn sie die Figuren und Sequenzen, die Sam Mendes theatergleich aneinanderreiht, nahtlos fließend begleiten, hinterherrasen, vornewegeilen und dabei alles Wichtige erfassen. Durch den Eindruck eines „One-Shot“ wird man Teil dieser lebensgefährlichen Mission, die trotz aller Spannung nie vergessen lässt, dass die Geschichte eben im Krieg spielt. Und die einzelnen Sequenzen, in denen die Soldaten sich über die Sinnhaftig- und Sinnlosigkeit ihres Tuns Gedanken machen, sind, jede für sich genommen, starke Plädoyers gegen kriegerische Handlungen. Untermalt wird der Film von Thomas Newmans treibendem Score, der die Bilder nie überlagert und die Emotionen auf kongeniale Weise verstärkt. Das Ensemble wird komplettiert von solch hochkarätigen Darstellern wie Colin Firth, Andrew Scott und Benedict Cumberbatch. In seiner Inszenierung und Wirkung ist 1917 großes Kino, das technisch und erzählerisch neue Maßstäbe setzt.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Kriegsfilm
Regie:Sam Mendes
Darsteller:George MacKay; Dean-Charles Chapman; Mark Strong; Andrew Scott; Richard Madden; Claire Duburcq; Colin Firth; Benedict Cumberbatch
Drehbuch:Sam Mendes; Krysty Wilson-Cairns
Kamera:Roger Deakins
Schnitt:Lee Smith
Musik:Thomas Newman
Länge:119 Minuten
Kinostart:16.01.2020
Verleih:Universal
Produktion: Amblin Entertainment, DreamWorks; Neal Street Productions; New Republic Pictures;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Das Kriegsdrama von Sam Mendes ist filmtechnisch so atemberaubend, dass die erzählte Geschichte durch den Stil fast ein wenig in den Hintergrund gerückt wird. Erzählt wird von den Schrecken des ersten Weltkriegs am Beispiel von zwei jungen britischen Soldaten, die eine Nachricht über die Schützengräben und durch das Niemandsland zwischen den Fronten bringen sollen. Denn genau durch diese Nachricht soll ein Massaker verhindert werden. Gedreht wurde der Film mit so gut wie keinem sichtbaren Schnitt, also scheinbar in einer ununterbrochenen, knapp zwei Stunden langen Kamerafahrt. Mendes wollte so den Eindruck vermitteln, als würde sich die Geschichte vor den Augen der Zuschauer in Echtzeit entfalten, und dies ist ihm auch sehr beeindruckend gelungen. Die digitale Technik, die diese nahtlose Verknüpfung der vielen Einzelaufnahmen zu einem kontinuierlichen Fluss möglich macht, ist unsichtbar, und so wirkt der Film, obwohl er hochartifiziell konzipiert und ausgeführt ist, überraschend natürlich und organisch. Es war klug, die Geschichte aus der Perspektive von zwei einfachen Soldaten zu zeigen. George MacKay und Dean-Charles Chapman gelingt es, die Erschöpfung und Verzweiflung der jungen Männer glaubhaft und intensiv auszudrücken. Die höheren Offiziere werden von britischen Filmstars wie Colin Firth und Benedict Cumberbatch verkörpert, aber eben nur in kurzen Auftritten. Sam Mendes spielt hier geschickt mit deren Wiedererkennungswert und sagt dabei: Dies ist ein Film, der anders erzählt und in dem die Offiziere/Filmstars nur Nebenrollen haben. Mendes wurde durch die Erzählungen seines Großvaters, eines Veteranen des ersten Weltkriegs, zu seinem Film inspiriert, aber bei seinem ersten Drehbuch hat er die Geschichte auch zusätzlich noch mythologisch überhöht. Aus der Idylle einer sommerlichen Wiese werden die beiden Helden in ein Totenreich getrieben. Ein Fluss muss wie der griechische Styx durchquert werden, und am Schluss wird dann die Heimkehr in die Welt der Lebenden wieder durch eine friedliche Wiese symbolisiert. 1917 funktioniert auch als spannender Actionfilm, aber es sind seine tieferen Bedeutungsebenen, die ihn zu einem faszinierenden Meisterwerk machen.