Filmplakat: 101

Kurzbeschreibung

"101" ist eine Verneigung vor Abel Gance's Fim "J'accuse!", der als einer der wichtigsten Antikriegsfilme in die Geschichte eingegangen ist. Aus diesem Grund wurde "101" nach dem Muster eines Stummfilms realisiert. Der Film handelt von der Schlacht bei Tannenberg, die sich 1914 in Ostpreußen zugetragen hat. Sie endete mit dem Sieg der deutschen über die russischen Streitkräfte. Der Oberbefehlshaber der deutschen Armee Paul von Hindenburg ging als "Sieger von Tannenberg" in die Geschichte ein, weil die deutsche Führung beschloss, die Schlacht nach dem Ort Tannenberg zu benennen, der nicht weit vom eigentlichen Kampfgeschehen lag. Auf diese Weise versuchten die Deutschen die Geschichte wegen einer Niederlage zu entzaubern, die sie über 500 Jahre früher im Jahr 1410 in der ersten Schlacht bei Tannenberg erlitten hatten.
"101" erzählt auch von der gegenwärtigen Welt, die aus der Sicht der gleichen Protagonisten gezeigt wird, welche im Film die historischen Rollen spielen. Ihre Sichtweisen in Form von dokumentarischen Tableaus sind in die Hauptgeschichte des Filmes im Einklang mit einer subjektiven , musikalischen Narration eingetaucht, wie sie für den Stummfilm charakteristisch ist.
"101" ist eine künstlerische Sicht auf die heutige Welt in einem bestimmten geschichtlichen Kontext, was die Frage aufwirft, ob es 101 Jahre nach Ausbruch des 1.Weltkriegs noch einen Sinn macht einen weiteren Antikriegsfilm zu drehen? Ob es wert ist, sich heute noch vor dem fast schon in Vergessenheit geratenen Film "J'accuse!" - "Ich klage an!" zu verneigen?
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Josef Roman Luszpinski; Pawel Siedlik
Darsteller:Jerzy Radlok
Drehbuch:Josef Roman Luszpinski; Pawel Siedlik
Kamera:Lukasz Lazarczyk
Schnitt:Pawel Wochna,
Musik:Andrzej Krauze
Länge:52 Minuten
Produktion: Deplart Darstellende Kunstproduktionen GmbH & Co K.G

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Mit diesem Film soll eine Brücke von den Schrecken des ersten Weltkriegs zu den kriegerischen Auseinandersetzungen von heute, der zerstörten Stadt Aleppo und den angeschwemmten toten Flüchtlingen im Mittelmeer geschlagen werden. 101 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs scheint die Menschheit nichts aus den Katastrophen der Vergangenheit gelernt zu haben. Als Exempel wird die Schlacht von Tannenberg im Ostpreußen des Jahres 1914 genommen, und die Filmemacher erzählen im Stil der Stummfilme aus jener Zeit. Als Muster dafür nehmen sie den Film J´ACCUSE! von Abel Gance. Der Film ist in schwarzweiß und als Stummfilm gedreht. Die zum Teil langen und komplexen Dialoge werden in Zwischentiteln einmontiert. Der Film besteht zum großen Teil aus Nahaufnahmen der befehlsgebenden Militärs auf deutscher und russischer Seite, die ihre Strategien und Befehle direkt als Talking Heads in die Kamera sprechen. Kurze Sequenzen mit dokumentarischen Filmsequenzen von aktuellen Krisenherden wurden, ebenfalls in Schwarzweiß und ohne Originalton dazwischen geschnitten – kommentiert durch Zwischentitel wie „Aleppo klagt an“, „Lesbos klagt an“ usw, die in gewisser Weise antiquiert und dadurch auch pathetisch klingen – fast wirkt es, als seien dies nicht mehr die Stilmittel, mit denen man heute diesen Geschehnissen und Bildern gerecht werden kann. Und auch der mit erheblichem Aufwand und viel kreativer Energie inszenierte Hauptteil des Films wirkt insgesamt nicht wie ein leidenschaftliches Plädoyer gegen den Krieg, sondern eher wie eine akademische und intellektuelle Übung. So stellt der Film sich im Prinzip auch selber in Frage. Und genau diese Ambivalenzen machen ihn definitiv interessant.