What happens in your brain if you see a german word like...?

Filmplakat: What happens in your brain if you see a german word like...?

FBW-Pressetext

Die deutsche Sprache ist schön. Aber die deutsche Sprache ist auch komplex. Das liegt auch daran, dass man Worte fast beliebig zusammenfügen und so immer längere Wortschlangen kreieren kann. Doch was passiert eigentlich in den Hirnen der Menschen, wenn sie eine solche Wortschlange hören? Die Filmemacherin Zora Rux untersucht dies mit ihrem Film. Sie nimmt den Zuschauer mit auf die Reise in das Gehirn eines Denkenden, nimmt das Wortungetüm Stück für Stück auseinander und betrachtet die Einzelteile für sich. Auf figürliche, bildliche, sprichwörtliche Weise. Was dabei herauskommt, sind köstliche, kurzweilige Momente, die sowohl einzeln für sich genommen als auch in der begrifflichen Kette äußerst originell sind und unterhalten. Die Ebenen des Wortes und des Films verschachteln sich, so dass Betrachter wie auch Hauptfigur den Boden unter den Füßen und schließlich den Überblick verlieren. Wir befinden uns mit diesem Film in einem Zustand des Taumels, des Steckenbleibens und Verirrens in den eigenen Gedanken. Die gestalteten Filmräume, die sich selbst brechen, machen so den abstrakten Prozess des Worterschließens greifbar. Ein konsequentes, durchdachtes und äußerst charmantes Kurzfilmexperiment, das ganz ohne digitale Tricks auskommt und den Zuschauer mit schönen Bildideen überrascht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Zora Rux
Darsteller:Steven Gänge; Hanns Zischler
Drehbuch:Zora Rux; Fred Burle
Kamera:Malte Siepen
Schnitt:Henning Stöve
Länge:5 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In der deutschen Sprache ist es möglich, eine theoretisch unbegrenzte Zahl von Substantiven aneinanderzureihen. Bei Worten wie „Filmbewertungsstelle“ ergibt dies durchaus Sinn und sorgt für eine zugleich komprimierte und präzise Aussage, aber schon mit vergleichsweise kurzen Begriffen wie „Jahresendzeitfigur“ kann man dieses Prinzip ins Absurde führen. Zora Rux hat nun ein endlos scheinendes Wortungetüm geschaffen und es fälschlicherweise Theodor W. Adorno in den Mund gelegt, um so sowohl seine Herkunft wie auch seine Seriosität zu betonen. Nun sprach und schrieb der Philosoph zwar in einem oft extrem verschachtelten und so für viele unverständlichen Deutsch, aber hier ist die parodistische Übertreibung deutlich zu erkennen. Wie der Titel verspricht, zeigt die Filmemacherin in ihrem Kurzfilm, was in einem menschlichen Hirn passiert, wenn es solch ein Monsterwort bearbeiten muss. Dazu beginnt sie mit der Aufnahme eines glatzköpfigen Mannes in Realfilm, und wechselt dann zur Filmanimation, um so die Gedanken in seinem Hinterkopf sichtbar zu machen. Von nun an wechselt sie erfindungsreich und oft sehr komisch zwischen verschiedenen Filmtricktechniken (noch solch ein Komponentenwort), mit denen sie zum einen den Denkprozess, zum Teil aber auch den Sinn des jeweiligen Wortteils darstellt. So entstehen mit Hilfe des Stop-Tricks Knoten im Gehirn, ein Hefeteig quillt im Zeitraffer auf und bei dem Wortteil „Gedankengebäude“ läuft die Aufnahme eines zusammenstürzenden Turms aus Papierbuchstaben rückwärts, sodass er wie aus Zauberhand emporzuwachsen scheint. Die Montage ist frei assoziativ und zwangsläufig ist für den Zuschauer der Erkenntnisgewinn überschaubar, dafür aber das Vergnügen beträchtlich. Es ist selten, dass ein Kurzfilm zugleich so komisch und stilistisch originell ist.