Weiß

Filmplakat: Weiß

FBW-Pressetext

Ein kleines Mädchen spielt mit seinen Puppen, geht ins Badezimmer, holt die Schminksachen der Mutter hervor und bemalt ihr Gesicht. Auf dem Weg durch den strahlend sauberen Flur geht es vorbei an glücklichen Familienbildern. Als das Mädchen auf ihre Mutter zuläuft, die noch im Bett liegt, um sie zu wecken, wird dem Zuschauer klar: Weiße Unschuld kann sehr vergänglich sein. Julia Peters entscheidet sich in ihrem beeindruckenden Werk für eine fast schon klinisch glänzende weiße Ausstattung, die werbegleich daherkommt und gerade deswegen am Schluss des Films für einen Konträr-Schock sorgt. Ganz klar inszeniert die Regisseurin auf den Effekt am Ende, dabei unterstützt eine grandiose Kamera und eine ebenso durchdachte Bildauflösung die Dramaturgie. Ein überzeugendes kleines Meisterstück.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Kurzfilm
Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Julia Peters
Darsteller:Elisabeth Lorenz; Marie Zielcke
Drehbuch:Julia Peters
Kamera:Thomas C. Wagner
Schnitt:William James
Musik:Tonbüro Berlin
Länge:3 Minuten
Produktion: Monoloco Films Julia Peters

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein kleines Mädchen alleine in einer hellen, aufgeräumten Wohnung. Mit ruhigem Blick beobachtet die Kamera sie dabei, wie sie zu einem Spiegel heraufkrabbelt, sich die Schminksachen ihrer Mutter nimmt und unbeholfen schminkt. Der rote Mund ihrer Stoffpuppe scheint sie dazu zu inspirieren, aber dies ist nur eine der falschen Fährten, mit denen die Filmemacherin hier zwar kunstvoll alle Hinweise liefert, um die Situation richtig zu lesen, dann aber doch in der Schlusseinstellung völlig überrascht.

Auch die animierten Familienfotos in ihren Bilderrahmen sind zuerst ein irritierendes, geheimnisvolles Element, machen später aber dadurch Sinn, dass sie den Blick auf die arrangierte heile Familie konzentrieren, die auf ihnen zu sehen ist. Julia Peters weiß um die genaue Wirkung ihrer Bilder, und so ist dies ein kleines, virtuos inszeniertes Stück suggestives Kino, das davon erzählt, wie häusliche Gewalt als normal erfahren werden kann.