Waffenstillstand

Kinostart: 18.03.10
2009

FBW-Pressetext

Regisseur Lancelot von Naso leistet mit seinem Langfilmdebüt einen wichtigen Beitrag zu einem aktuellen Thema, dem sich das deutsche Kino so noch nicht gewidmet hat: Ein morphiumabhängiger Arzt, eine ambitionierte Ärztin, zwei Fernsehjournalisten und ihr einheimischer Fahrer nutzen den zeitlich begrenzten Waffenstillstand im Kriegsgebiet Irak für einen Medikamententransport in ein bombardiertes Krankenhaus. Geschickt spielt die Geschichte mit den unterschiedlichen Positionen und Ansichten seiner Figuren, thematisiert die Grenzen und Möglichkeiten der Kriegsberichterstattung und ausländischer Hilfsorganisationen in Krisengebieten. Darüber vergisst er aber seine Spannungsmomente nicht und schafft so überzeugend den Bogen zwischen ernsthafter Auseinandersetzung und temporeichem, filmischen Erzählen. Intelligent gemachter Politthriller mit Bildern eines Roadmovies.

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Lancelot von Naso
Darsteller:Matthias Habich; Thekla Reuten; Hannes Jaenicke; Max von Pufendorf
Drehbuch:Lancelot von Naso; Kai Uwe Hasenheit
Kamera:Felix Cramer
Schnitt:Vincent Assmann; Kilian von Keyserlingk
Musik:Oliver Thiede; Jonas Bühler
Länge:102 Minuten
Kinostart:18.03.2010
Verleih:3L
Produktion: Drife - Deyle & Richter Filmproduktion GmbH & Co.KG Florian Deyle
FSK:12
Förderer:FFA; FFF Bayern; DFFF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Während eines 24stündigen Waffenstillstandes zwischen irakischen Aufständischen und den amerikanischen Truppen, machen sich ein Arzt, die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation und zwei Kriegsberichterstatter von Bagdad auf den gefährlichen Weg nach Falludscha, um dem dortigen Krankenhaus medizinische Hilfsgüter zu bringen.

Zusammen mit dem einheimischen Fahrer des Kleintransporters werden die vier so unterschiedlichen Charaktere zu einer in Not und Gefahr vereinten Zweckgemeinschaft. Nach dem Prinzip eines Roadmovies orientiert sich der Film sehr stark an diesem Genre, das wie bei John Fords STAGECOACH eine zufällig zusammen gefundene Gruppe Menschen auf eine gefährliche Reise führt. Eine Reise, welche außer der Bewältigung der Gefahren auch dazu dienen muss, dem Zuschauer die unterschiedlichen Charaktere näher zu bringen und spannende Beziehungen innerhalb der Gruppe aufzubauen. Dass private und berufliche Hintergründe bei der Zeichnung der Protagonisten nur gestreift werden können, ist zwar bedauerlich, entspricht aber notwendigerweise den Konventionen des Genres und der Dramaturgie des Films. Dennoch ist das Spiel der Darsteller glaubhaft, bei dem vor allem Matthias Habich und Max von Pufendorf mit glänzenden Leistungen herausragen.

Eingebaut in die Geschichte sind authentische Fälle aus dem Irak-Krieg, wie zum Beispiel die Bombardierung eines Krankenhauses in Falludscha durch die US- Streitkräfte. Nach der langen Fahrt durch die Wüste nimmt der Film deutlich an Tempo und Spannung zu und die Angst, welche die Akteure befällt, ist spürbar. Die sehr gute Kamera mit starken Nachtaufnahmen verstärkt die stimmige Atmosphäre.

Auch unter Berücksichtigung der schwierigen Produktionsbedingungen ist dieses Debut beachtlich gut gelungen und ist darüber hinaus ein sehr ehrenwerter Beitrag des deutschen Films zum Thema Irak-Krieg.