Sex für Lustlose

Kurzbeschreibung

„Sex für Lustlose“ ist die Geschichte eines Paares, das mitten in der Midlife-Crisis steckt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Izabela Plucinska
Drehbuch:Izabela Plucinska
Kamera:Izabela Plucinska
Schnitt:Dirk Schreier; Rudi Zieglmeier
Musik:Normand Roger; Pierre Yves Drapea
Länge:12 Minuten
Produktion: Claytraces GbR, National Filmboard of Canada; Fundacja Las Szutuki;
Förderer:FFA; BKM; MBB

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Eine Situation, die der eine oder die andere womöglich kennen mag: Mit zunehmender Dauer der Ehe oder des Zusammenlebens als Paar lässt die Lust und die Leidenschaft nach, der Alltag schleicht sich ein in die Beziehung, das sexuelle Verlangen tendiert schließlich steil gegen Null. Was Paartherapeuten und andere Lebensratgeber in solchen Fällen empfehlen, ist Gegenstand von Isabela Pucinskas Animationskurzfilm SEX FÜR LUSTLOSE, der auf dem kanadischen Theaterstück „Dirty Laundry“ basiert.

Nach 25 Ehejahren haben sich Alice und Henry Lane für ein geplantes erotisches Wochenende in ein Hotel zurückgezogen, um dort mittels des Handbuchs „Sex für Dummies“ ein Abenteuer miteinander zu erleben und der Beziehung frischen erotischen Wind einzuhauchen. Doch solch eine Belebung lässt sich nur schwer auf Kommando herstellen - und so sehen sich die beiden Eheleute bald schon neben diversen Utensilien zur Steigerung der Lust mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten, Wünschen und Enttäuschungen konfrontiert.

Selten passte der Terminus Knetanimation gleich im doppelten Wortsinne so gut, wie zu beginnt von SEX FÜR LUSTLOSE: Da sieht man Alice und Henry bei der stimulierend gemeinten Massage, die aber zugleich die aus der Form geratenen Körper der beiden Liebenden gleichermaßen treffend und witzig in Szene setzt und die schließlich zu dem Hinweis an den Ehemann führt, er solle „kein Brot backen“.

Sehens- und lobenswert an SEX FÜR LUSTLOSE ist vor allem das gelungene Setting des fast schon verrucht anmutenden Hotelzimmers mit seinen vielen Spiegeln, die verschmitzt-liebevolle Zeichnung des Paares mit Kugelbauch und ausladenden Hüften, die Fantasie der Traumsequenzen und überhaupt das Gespür für Atmosphäre, das nebenbei Lust macht, die Originalvorlage des Theaterstücks einmal auf der Bühne zu sehen. Überhaupt ist auffällig, wie sehr die Regisseurin in ihrem Film die Bühnenhaftigkeit der Szenerie betont und damit quasi nebenbei aufzeigt, wie sehr wir auch im Privat- und Liebesleben immer wieder in Rollen hineingezwungen werden - und wie schwer es ist, diesen Rollenbildern zu entkommen.

Allerdings gelingt genau das dem Film in den Augen der Jury nicht immer: Die Maßnahmen des Ehepaars und überhaupt die ganze Entwicklung vom Streit bis zur Versöhnung wirken - wohl aufgrund der Verdichtung eines sehr viel längeren Theaterstücks auf eine wesentlich kürzere Erzählform - auf die Jury recht vorhersehbar und erfolgen nahezu bruchlos.

Es sind vor allem die als konventionell bis an den Rand des Klischees skizzierten Lösungen, die die Jury nicht davon überzeugen konnten, dass die Dramaturgie und erzählerische Fantasie mit der überaus gelungene Gestaltung mithalten kann.