Renn, wenn du kannst

Kinostart: 29.07.10
2010
Filmplakat: Renn, wenn du kannst

FBW-Pressetext

Benjamin sitzt im Rollstuhl. Mit diesem Schicksal hadernd beschimpft er jeden Menschen, der sich um ihn kümmert, wie unter anderem Zivi Christian, der jedoch erstaunlich gelassen mit den Anfeindungen umgeht. Und schließlich werden die beiden Freunde. Als jedoch eines Tages die quirlige Annika auftaucht, entsteht ein spannungsreiches Dreieck aus Zuneigung, Freundschaft und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Das Thema Behinderung auf eine lockere Art in eine Erzählung einzubetten, dazu gehört eine große Portion Mut zum Risiko, ein starkes Schauspielensemble und eine sehr gute Dialogführung. Alles drei hat der Film zur Genüge und so funktioniert er von der ersten Minute an bis hin zum wirklich rührenden Ende. Witzig, frech, politisch unkorrekt und unbequeme Themen nicht ausklammernd erzählt der Film die Geschichte von drei jungen Menschen, die an einem Punkt in ihrem Leben stehen, an dem es heißt: Dem Schicksal folgen oder einfach nur auf einer Hollywoodschaukel auf dem Balkon träumend auf die Wellen warten? Man kriegt von diesen klugen, manchmal abgefahrenen immer aber auch sehr ehrlichen Gedanken einfach nicht genug. Eine echte Entdeckung!

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Dietrich Brüggemann
Darsteller:Robert Gwisdesk; Anna Brüggemann; Jacob Matschenz; Franziska Weisz; Leslie Malton
Drehbuch:Dietrich Brüggemann
Kamera:Alexander Sass
Schnitt:Vincent Assmann
Webseite:zorrofilm.de;
Länge:117 Minuten
Kinostart:29.07.2010
Verleih:Zorro
Produktion: Wüste Film Ost, Wüste Film West; SWR Debüt im Dritten; WDR; ARTE;
FSK:12
Bildungseinsatz:;
Förderer:FFA; BKM; MBB; DFFF

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll erteilt.

Ben ist seit seinem Unfall an den Rollstuhl gefesselt. Seine innere Wut über sein Schicksal hat ihn zynisch werden lassen. Das bekommen seine Zivis zu spüren. Christian, sein Neuer, nimmt es gelassen, er setzt Ben Grenzen. Die Begegnung auf Augenhöhe ist der Beginn einer Freundschaft, die trotz Höhen und Tiefen hält. Die Dritte im Bunde wird Annika, sie studiert Musik und muss ihre Angst vor Solo-Spielen bei öffentlichen Auftritten überwinden. Ansonsten ist sie ein Mädchen zum Verlieben, lebendig und offen für Bens Art, mit Problemen umzugehen. Die drei werden Freunde und es geht bald um mehr. Annika fühlt sich zu beiden hingezogen. Beinahe hätte diese intensive Dreiecksgeschichte für alle dramatisch ausgehen können. Am Ende sitzen sie aber zu dritt ganz entspannt auf der Hollywoodschaukel von Bens Balkon und betrachten die Wellen des Meeres.

Obwohl Bens Behinderung und die Folgen in aller Deutlichkeit im Mittelpunkt stehen, ist dies kein Film, der mit anklagendem Tonfall die Bürde von Betroffenen aufzeigt. Wohl aber ein Film, der offen und selbstverständlich von Bens Schwierigkeiten erzählt, zeigt wie Ben offen und manchmal verletzend damit umgeht. Bens Zynismus und seine Arroganz sind Schutzmechanismen und es ist gut, dass uns dies so deutlich gezeigt wird. Bewundernswert die Direktheit in der Sprache und den Aktionen, die das Drehbuch entwickelt hat. Es wird sich nicht um Probleme gedrückt. Offen kann Ben seine sexuellen Schwierigkeiten gegenüber Annika formulieren und auch ihre Reaktion ist offen und ehrlich, so dass nichts peinlich und gewollt wirkt. Das ist nicht selbstverständlich. Das gelingt durch die hohe Professionalität der jungen Darsteller und ihre starke Präsenz. Hervorzuheben ist auch die sehr gute Kameraarbeit, die den Darstellern Zeit und Raum lässt. Handwerklich ist das Drehbuch in seinem dramaturgischen Aufbau beeindruckend. Bei aller Erwartbarkeit überrascht es durch neue Wendungen und Ideen, die die Geschichte trotz einiger fantastischer Elemente immer nachvollziehbar miterleben lässt. Ein überaus empfehlenswerter Film.