Rendezvous

Kinostart: 27.04.06
2005
Filmplakat: Rendezvous

FBW-Pressetext

Walter und Anna haben alles, was sie im Leben brauchen: Eine schicke Wohnung, gute Jobs und einen gewissen Luxus für die schönen Dinge. Doch innerlich sind beide leer und ausgebrannt. Genau wie Yvonne und Jost, das befreundete Ehepaar. Eines Abends treffen alle vier aufeinander und es beginnt ein gnadenloser Seelenstriptease voller grausamer Offenheit und schockierender Offenbarungen. Alexander Schülers Filmdebüt zeigt mit seiner Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Bob L. Sack direkt und schonungslos sehr persönliche Probleme und Konstellationen auf, in denen sich die Zuschauer auch ein Stück selbst erkennen können. Durch die fast schon dokumentarisch wirkende Handkamera und das intensive Schauspiel entsteht eine beklemmende Nähe zu den Figuren, die fast schon weh tut. Dabei ist die Atmosphäre kammerspielartig und spannungsreich aufgeladen. Als sich am Ende diese Spannung entlädt und eine einsame Entscheidung getroffen wird, bleibt der Betrachter irritiert zurück. Eine packende und verstörende Gesellschaftsstudie.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Alexander Schüler
Darsteller:Lisa Martinek; Annika Mauer; Sven Walser; Tim Lang
Drehbuch:Bob L. Sack
Buchvorlage:Theaterstück Rendezvous von Tim Lang
Kamera:Leif Karpe
Schnitt:Omar Abulzahab
Musik:Michael Rodach
Webseite:rendezvous-derfilm.de;
Länge:96 Minuten
Kinostart:27.04.2006
Verleih:Pandora
Produktion: m2medien GmbH Alexander Schüler
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ein Film wie ein Uhrwerk. Unerbittlich wird nichts ausgelassen, was den anderen verletzen kann. Vier ausgebrannte Menschen treffen sich quasi zufällig in einer luxuriös ausgestatteten Wohnung in Loftgröße. Die zwei, die dort wohnen, hatten sich anderweitig verabredet und doch treffen sie unerwartet wieder aufeinander. Anna behauptet sie habe ihre Mutter eingeladen, Walter widerstrebt das und ein Streit beginnt. Das Telefon klingelt, doch sie gehen nicht dran. Die Wortgefechte werden heftiger, Gift wird gestreut. Ein Freund kommt anscheinend ebenso unverhofft wie zufällig vorbei. Und später noch dessen Frau, ebenso willkürlich wie hektisch überrascht von der Situation. Verfängliche Momente hier und dort. Eine Überkreuz-Liaison tut sich auf. Start frei für den Höhepunkt in mehrfacher Hinsicht. Ein Abend und eine Nacht der Verlogenheit, Sarkasmus und Selbstzerstörung.

Gegeben wird ein Kammerspiel im Upperclass-Milieu, das wir thematisch zugespitzt als SZENEN EINER EHE (Ingmar Bergmann, 1973) und vor allem aus WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? (Mike Nichols, nach dem Theaterstück von Edward Albee, 1966) in seiner zynischen zerstörerischen Kraft kennen. In RENDEZVOUS kündigen alle Beteiligten schonungslos die gesellschaftlichen Raster des Kitts auf, die bisher die Ehen mühsam zusammenhielten. Die klaustrophobischen Dialoge, die das Fremdgehen auf die Spitze treiben und es sich gegenseitig vorführen, der Streit um verweigerten Nachwuchs mit Schuldzuweisungen einerseits und einer abgebrochenen Schwangerschaft andererseits, werden mit sprachlicher Finesse sowie psychischem und körperlichem Einsatz bis zur Erschöpfung gnadenlos – und für den Betrachter atemlos - vorgeführt. Die Präsenz der Schauspieler ist hautnah erlebbar, transportiert aber zugleich eine distanzierte Kühle beim Zuschauen. Die Kamera spielt dieses Spiel exzellent mit, befindet sich oft sehr nah an Gesichtern und Körpern – und doch ist es wie ein entfremdeter Blick, wie in ein Aquarium.

Manchmal scheinen das Spiel, die Worte und die Bilder sich zu doppeln, dann wirkt es in seiner Direktheit ein wenig platt. Es ist, so meinte ein Teil der Jury, zu wenig gesellschaftlich verwurzelt und gegründet und damit zu rasterhaft angelegt. Diese Überdeutlichkeit des scheinbar Abgehobenen wird als Mangel einer Versuchsandordnung gesehen. Zu wenig Raum für Subtilität und Andeutungen. Es ist aber gut, dass Kontroversen sichtbar werden. Für den ersten Langfilm eines Newcomers im Filmgeschäft, gedreht mit einem Minimalbudget, ist jedoch dem Regisseur Alexander Schüler mit RENDEZVOUS mehr als ein Achtungserfolg gelungen.