Filmplakat: personne

FBW-Pressetext

Das Telefon klingelt. Er hebt den Hörer ab. Doch niemand meldet sich. Es klopft an der Tür. Er öffnet sie. Doch niemand ist da. Er durchblättert ein Fotoalbum. Doch die Bilder fehlen. Er fährt eine Straße entlang. Doch sie ist einsam und leer – wie er selbst. In ihrem neuesten Film arbeiten die Künstler Christoph Girardet und Matthias Müller erneut mit Found Footage aus verschiedensten Filmen und verknüpfen es zu einem faszinierenden visuellen und hoch assoziativen Gedankenfluss. Faszinierend das Spiel der Filmemacher mit der Bild- und Tonebene, die sowohl visuell als auch auditiv einen ganz besonderen Rhythmus entstehen lassen, der den Zuschauer in seine eigene imaginäre Welt abtauchen lässt. Der Film spielt mit Metaphern, inspiriert zu Deutungsmöglichkeiten, ohne selbst welche vorzugeben. Die Protagonisten in PERSONNE wechseln sich ab. Ob Jean-Louis Trintignant, Gregory Peck oder Henry Fonda – allesamt Helden des klassischen Hollywood- und europäischen Kinos, die doch im Kontext dieses Experimentalfilms wie verzweifelte einsame Menschen wirken, die auf der Suche sind nach einem Sinn, nach Kontakt zu Menschen und nach sich selbst. Doch was sie finden, ist nichts und niemand. Ein beeindruckender Found-Footage-Kurzfilm der beiden routinierten Filmemacher, der sich durch einen großen Reichtum an Ideen und technische Perfektion auszeichnet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Christoph Girardet; Matthias Müller
Drehbuch:Christoph Girardet; Matthias Müller
Schnitt:Matthias Müller; Christoph Girardet
Länge:15 Minuten
Verleih:Arsenal Berlin
Produktion: Christoph Girardet & Matthias Müller
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

PERSONNE ist ein Found-Footage-Experimentalfilm, der Material aus Spielfilmen verwendet und in einen Kontext stellt, der sowohl neu als auch in den ursprünglichen Filmen ansatzweise bereits angelegt ist. In den etwa ersten zehn Minuten ist es der französische Schauspieler Jean-Louis Trintignant, dem sich der Film widmet. Dann werden (plötzlich) Szenen mit Gregory Peck integriert und zum Schluss treten mehrere internationale Schauspieler in Erscheinung. Es scheint den Regisseuren Matthias Müller und Christoph Girardet also nicht in erster Linie um Jean-Louis Trintignant zu gehen. Dass die Schauspiellegende so oft zu sehen ist, hat wohl vorzugsweise mit dessen spezifischer Ausdruckskraft zu tun, und damit, welche Assoziationen vor allem sein Gesicht zulässt.
Gerade darin, mehrere Assoziationsräume zu eröffnen, besteht eine der Qualitäten des Films. An 9/11 muss man denken, wenn zwischen Hochhäusern fliegende Flugzeuge zu sehen sind; andere Bilder verweisen auf das Thema des Überwachungsstaats und die Auswahl der Situationen vor allem aus Filmen mit Jean-Louis Trintignant erweckt den Eindruck, dass es hier um den Menschen geht, der zum Objekt wird oder, wie es der Titel schon andeutet, dass es um Personen geht, die „niemand“ sind. Dieses Material ist in einem perfekten Rhythmus, mit einem feinen Gespür für Timing montiert. Auch die Handhabung des Tons ist wohlüberlegt.
So ist ein Film entstanden, der großen ästhetischen Genuss bietet und durch die Vielfalt der möglichen Assoziationen zum mehrmaligen Sehen einlädt.