Ob Ihr wollt oder nicht!

Kinostart: 02.04.09
2009
Filmplakat: Ob Ihr wollt oder nicht!

FBW-Pressetext

Die krebskranke Laura, Ende 20, bricht die Chemotherapie ab und versammelt im Haus der Eltern ihre drei Schwestern um sich. Sie räumt auf in einer Familie, die offene Gespräche meidet und nun in der Gemeinschaft Lösungen für diverse Konflikte finden muss. Wie Regisseur Ben Verbong an diese existentiellen Themen um Leben und Tod herangeht ist verblüffend, ohne die Ernsthaftigkeit der Situation zu leugnen überwiegen doch Humor und Leichtigkeit. Das großartige Ensemble, aus Nachwuchstalenten und etablierten deutschen Schauspielern, trägt diese bittere und zugleich versöhnliche Erzählung über das Leben mit der tödlichen Krankheit und führt sie bis zu einem mutigen und konsequenten Schluss. Das unterhaltsame Familiendrama ist sicher auch ein Beitrag zur derzeitigen Diskussion um selbstbestimmtes Leben und Sterbehilfe! Großes deutsches Gefühlskino.
Prädikat wertvoll

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Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Spielfilm; Tragikomödie
Regie:Ben Verbong
Darsteller:Joachim Bißmeier; Christiane Paul; Katharina Schubert; Senta Berger
Drehbuch:Katja Kittendorf; Karin Howard
Weblinks:; ;
Länge:110 Minuten
Kinostart:02.04.2009
Verleih:3L
Produktion: Elsani Film, Borderline Pictures, MMC Independent
FSK:12
Förderer:FFA; FFF Bayern; Filmstiftung NRW; DFFF; FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Laura hat Krebs und bricht die Chemo ab. Sie kehrt ins Elternhaus zurück, um hier ihre letzten Tage oder Wochen zu verbringen. Nun kommen auch ihre drei älteren Schwestern hinzu, um Laura zur Wiederaufnahme der Behandlung zu bewegen. Dies ist der Ausgangspunkt von Ben Verbongs Film. Doch der Filmbeginn – eine aus anderen Filmen gleicher Thematik durchaus vertraute Situation – erweist sich im Nachhinein als konzipierte Irreführung. Es war nie Verbongs Absicht, einen weiteren „korrekten“ Film zum Thema zu drehen: die Krankheit Krebs als Pest unserer Zeit, Ausgangspunkt von Tragödien und Krisen, das zerstörerische Element par excellence.

Verbong bürstet vielmehr mit Hilfe seiner beiden Autorinnen die weitverbreiteten Konventionen des Themas gegen den Strich. Er will mit seinem Film irritieren, verstören, ja provozieren. Natürlich konsequent und pointiert mit dem Finale des Films: der Regisseur plädiert für die Sterbehilfe und inszeniert sie als emotionalen Kernpunkt des Films. „Das ist mein Statement für jene Freiheit, von der ich spreche“, bekennt Verbong.

Aber die Irritationen setzen schon weit vorher ein, sie kommen vor allem durch die ironisch-groteske Tonlage des Films, durch das Beschwören komischer und absurder Situationen. Wir sehen und erleben eine höchst widersprüchliche Famile mit sehr kontroversen Lebensentwürfen. Seit Jahren trafen die einzelnen Familienmitglieder nicht mehr zusammen, gingen sich bewusst aus dem Wege und pflegten die gegenseitigen Vorurteile und Antipathien. Lauras Entscheidung wird zum Katalysator für eine Katharsis dieser Familie. Bisherige Haltungen werden in dieser Extremsituation aufgebrochen (Lauras Grundmotiv: „Ich muss gehen, aber ihr sollt nicht in Trauer erstarren.“)

Der szenische Aufbau des Films gleicht einer Theaterinszenierung, einem Kammerspiel. Auch hat Verbong bewusst und ausdrücklich Schauspielerinnen und Schauspieler mit Theatererfahrung ausgewählt, um eine „physische Inszenierung im Raum mit ihnen vorzunehmen, damit sich die Schauspieler nicht neu erfinden müssen.“

Ein sehenswert realisiertes Konzept. Allerdings findet Ben Verbongs Entscheidung für einen filmischen „Sonderweg“ nicht nur Zustimmung bezüglich der Tonlage insgesamt. Er trifft auf Vorbehalte und wird von Teilen des Ausschusses hinsichtlich seiner Figurenkonstellationen und mancher Momente für etwas zu konstruiert gehalten.

Aber es bleibt der Vorzug des Films, dass er nicht gleichgültig lässt und es sei nochmals wiederholt – zu polarisieren versteht.