Nagel zum Sarg

Filmplakat: Nagel zum Sarg

FBW-Pressetext

Ein Polizist steht vor der Tür. Man hat ihn hierher geschickt, weil in einem Grab ein Skelett mit einem Nagel im Kopf gefunden wurde. Die Tür öffnet sich, eine ältere Dame lächelt den Polizisten an. „Ich habe dreißig Jahre auf Sie gewartet!“, sagt sie. Was nun im Laufe dieses hochgradig spannenden und kammerspielartigen Kurzfilms von Regisseur Philipp Döring passiert, ist das Lebensgeständnis einer Frau, die aus purer Verzweiflung eine Menge Schuld auf sich geladen hat. Nicht viele Einstellungen benötigt der Filmemacher, um den Gewissenskonflikt der Frau, intensiv gespielt von Ursula Werner, deutlich zu machen. Ein reduzierter, enorm dichter und atmosphärischer Film.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Philipp Döring
Darsteller:Ursula Werner; Robert Kuchenbuch
Drehbuch:Wolfgang Kohlhaase; Philipp Döring
Buchvorlage:Wolfgang Kohlhaase
Kamera:Stefan Kochert
Schnitt:Sven Kulik
Webseite:philippdoering.de;
Länge:27 Minuten
Produktion: BLUE ELEPHANT Philipp Döring
Förderer:KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Für die alte Frau ist es eine Erlösung, als endlich ein Kommissar an ihrer Tür klingelt. Dreißig Jahre trägt sie die Schuld am Tod ihres Mannes mit sich herum, und nun darf sie endlich gestehen. Für diesen berührenden Monolog, der kaum durch einzelne Bemerkungen und Fragen des Polizisten unterbrochen wird, hat Philipp Döring eine in ihrer Sparsamkeit und Konsequenz beeindruckende Form gefunden. In dem Kammerspiel konzentriert er sich ganz auf die Frau, deren Beichte in Echtzeit und mit nur wenigen Gegenschnitten auf den zuhörenden Polizisten inszeniert wird. Veränderungen wie das langsame Zufahren der Kamera auf die Protagonistin und der Lichtwechsel ins Dunkle hinein sind so subtil eingesetzt, dass sie kaum bemerkbar sind. So wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers ganz auf die Sprechende und das von ihr Gesagte gelenkt, und so schafft sich Döring Raum dafür, seine beiden Trümpfe eindrucksvoll auszuspielen. Da ist zum ersten die starke literarische Vorlage von Wolfgang Kohlhase, durch die wie sonst selten Verständnis und Empathie für eine grausam vom Schicksal geprüfte Täterin geweckt wird. Und mit Ursula Werner hat Döring auch eine Darstellerin gefunden, die diese Figur mit ihrem absolut natürlichen Spiel lebendig werden lässt. So wird hier ein langer Monolog, (der, anders als im Theater, im Kino meist unglaubwürdig und artifiziell wirkt,) in sich plausibel und mit erschütternder Intensität in Szene gesetzt.