Merry-Go-Round

Filmplakat: Merry-Go-Round

FBW-Pressetext

Verstaubtes Spielzeug, vergilbte Bilder, alte Kleider und Möbel – welcher Platz eignet sich besser zum Spielen und Fantasieren für Kinder als ein Dachspeicher voller Krimskrams? Lola und ihr kleiner Bruder haben jedenfalls ihren Spaß, als sie miteinander Verstecken spielen. Doch ein Scherz zwischen den Geschwistern wird bald bitterer Ernst. Und die Geräusche und Schatten werden immer mysteriöser. Regisseurin Esther Löwe ist hier ein Kurzfilm-Märchen mit schaurig-schöner Atmosphäre gelungen. Das Spiel der beiden Kinder ist intensiv und emotional, den Rahmen bieten wunderschöne Einstellungen voller gruseliger Motive. Ob ein Schatten hinter einer Tür, ein altes Schaukelpferd oder Puppen ohne Augen, die an der Wand hängen – alles erzeugt, zusammen mit einer exzellenten Tonebene, eine wohlige Gänsehaut und ein zeitloses surreales Seherlebnis. Die Geschichte selbst bleibt ein Rätsel, was den Reiz noch erhöht. Ein Lehrstück der Stilmittel und filmischer Genuss in einem.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Esther Löwe
Darsteller:Lola Kinard; Taro Kinard
Drehbuch:Esther Löwe
Kamera:Sven Jakob
Schnitt:Anja Keyßelt
Länge:19 Minuten
Produktion: FILMGESTALTEN UG Manuel Kinzer
Förderer:MBB; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Esther Löwe ist ein erstaunliches Talent. Das hat sie mit ihrem Kurzfilm MERRY-GO-ROUND unter Beweis gestellt. Schon die Gute-Nacht-Geschichte zum Auftakt besitzt poetische Qualitäten, die aufhorchen lassen. Sie erzeugt Spannung und zaubert eine märchenhafte Atmosphäre herbei. Im Gang des Geschehens wird rasch klar, dass hier zwar nicht Hänsel und Gretel, aber doch zwei allein gelassene Kinder in ihrer autarken Welt ein ambivalentes Gefühlsdrama erleben. Visuell wird enorm viel aufgeboten. Die Requisiten in der Dachstube sind teils symbolträchtig oder rätselhaft, teils Blickfang-Raritäten. Sehr raffiniert kommt die Ton-Ebene ins Spiel. Während Lola beispielsweise einen Stein und Fundstücke vom Strand betrachtet, ertönt leises Meeresrauschen. Zur Kommunikation haben Lola und ihr Bruder Taro ein Blechdosen-Schnur-Telefon. Bald beginnt ein virtuoses, atemberaubendes Kammerspiel, das in emotionale Höhen und Tiefen führt. Das Team um Esther Löwe leistet handwerklich hervorragende Arbeit und die Kinder spielen ihre Rollen grandios. Die Jury würdigte in der Diskussion diverse formale Qualitäten und stellte semantische Überlegungen an, welche durch die universale Spielvorlage ermöglicht wurden. Das Votum fiel eindeutig aus: Der Kurzfilm verdient das Prädikat „besonders wertvoll“.