Filmplakat: Mensch

FBW-Pressetext

Er packt seine Sachen und macht sich auf den Weg in eine Markthalle. Unter den misstrauischen Augen der Verkäufer um ihn herum baut er sich einen Tisch und arrangiert alles, was er mitgebracht hat. Nach und nach kommen die Kunden und wollen die Preise für die einzelnen Dinge wissen. Doch alles ist umsonst. Wem es gefällt, der kann sich etwas nehmen. Die Verkäufer sind erst irritiert und dann wütend. Denn soviel Großzügigkeit ist schlecht für ihr Geschäft. Eine Geste der Menschlichkeit führt zur Eskalation der Gewalt – ausgehend von diesem archaischem Grundkonflikt erzählt die deutsch-rumänische Filmemacherin Brigitte Drodtloff in eindrucksvollen Bildern und nur mit wenigen Worten. Getragen wird der Film durch die Persönlichkeit des gutherzigen Mannes, glaubhaft verkörpert vom rumänischen Theaterschauspieler Marcel Iures, und der berührenden Musik von Anne Nikitin. Innerhalb kurzer Momente schlägt die Stimmung des Films abrupt um und eine Spirale der Aggression wendet sich gegen den Protagonisten, der auch dies annimmt. Doch das Ende des Films lässt hoffen. Denn die Botschaft des freiwilligen Gebens trägt bereits Früchte. Eine filmisch überzeugende Parabel über Friedfertigkeit und die Natur des Menschen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Brigitte Drodtloff
Darsteller:Marcel Iures; Magda Catone; Cristian Nicolaie; Silviu Biris; Eva Biris; Christel Ungar-Topescu
Drehbuch:Brigitte Drodtloff
Kamera:Frank Glencairn
Schnitt:Frank Glencairn
Musik:Anne Nikitin
Länge:10 Minuten
Produktion: TRIARTE INTERNATIONAL Brigitte Drodtloff, Hifi Produktion, Laura Baron Georgescu; Lanapul Film, Jörg Schnitger
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Mann geht aufmerksam um sich schauend durch ein von Armut gezeichnetes Bukarest. In seinem schweren Rucksack könnte sein gesamtes Leben verborgen sein. Für ihn scheint es kein Woher und kein Wohin zu geben.
Mit seinem improvisierten Stand auf dem Wochenmarkt erntet der Fremde Missgunst und Gewalt. Statt Waren zu verkaufen wie die ums Überleben kämpfenden Gemüsehändler, verschenkt er ungläubigen Passanten Dinge, die er mit sich führt. Ein kleines Mädchen zieht mit Puppe und Teddy glücklich von dannen, eine Frau nimmt die Ohrringe, ein junger Mann ein funktionierendes Handy. Provoziert von seiner Freizügigkeit reißen die nun aufgebrachten Händler dem Sonderling gierig die entgegengestreckten Geldscheine aus den Händen und verprügeln ihn. Nur das kleine Mädchen hat die Botschaft verstanden und verschenkt ihren Teddy weiter.
Einer Parabel gleich erzählt die kurze Geschichte eindrucksvoll vom Geben und Nehmen. Der Gebende, hervorragend gespielt von Marcel Iuris, wird gebrandmarkt, weil er frei ist vom Anspruch, etwas zu besitzen. Er will nur sein und nicht haben und erntet dafür Hass und Gewalt. Vielleicht will er auch etwas abschütteln, hinter sich lassen. Die Geschichte lässt viel Raum für die Gedanken des Zuschauers. Sie könnte überall auf der Welt spielen, mit dem sensiblen Blick der Regisseurin auf die gesellschaftlichen Missstände ihrer Heimatstadt stimmt die Verortung aber einmal mehr.
Mit ruhigen Bildern fängt die Kamera Armut und Tristesse des heutigen Bukarest ein. Menschen, in Bademäntel gehüllt, lassen auf der Strasse den Tag an sich vorbei ziehen. In dem ganzen Braun und Grau wirkt das junge Brautpaar vor der Kirche wie ein kurzer Licht- und Hoffnungsschimmer. Bei einigen Marktszenen holpern Dialoge und Bildgestaltung ein wenig. Die sonst ruhigen starken Sequenzen des Films überzeugen jedoch in ihrer Komposition. Der Reisende kommt aus dem Nichts und geht dem Anschein nach, zwar wieder mit nichts aber frei, in die Welt hinaus.