Leben!

Filmplakat: Leben!

Kurzbeschreibung

Ben leidet unter massiven Ängsten und einem Waschzwang. Tabletten und Therapie helfen nicht und auch seine Freundin hat ihn verlassen. Bens größter Wunsch ist, gesund zu werden und wieder eine Arbeit zu haben. Als er ein vielversprechendes Jobangebot erhält, beschließt er, seinen Ängsten für einen Tag den Kampf anzusagen.
Prädikat wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Da leidet einer am Leben! Diesen Eindruck bekommt man in den ersten Minuten des Kurzspielfilms LEBEN! von Carolin Färber. Sie zeigt ihren Protagonisten Ben bevorzugt in Nahaufnahmen, in denen er fast völlig in seinen Ängsten und Zwängen gefangen ist. Ständig wäscht er sich und wischt etwas sauber, vor Berührungen graust es ihm und dass sowohl Tabletten wie auch eine Therapie ihm nicht helfen, macht er in einem zornigen Gespräch mit seinem Therapeuten mehr als deutlich. Durch den nervösen Rhythmus der Montage und das Sounddesign mit der durchgehend etwas zu laut abgemischten Geräuschkulisse wird das Unbehagen noch verstärkt und Mirko Kreibich spielt den Protagonisten so hektisch und verzweifelt, dass dieses Krankheitsbild sehr glaubwürdig wirkt. Da hätte es einer kurzen Rückblende aus glücklicheren Zeiten, in der Ben und seine damalige Freundin sich gegenseitig mit Schokocreme beschmieren, nach Ansicht der Jury nicht gebraucht, und so wirkt diese eine Sequenz wie ein Fremdkörper im Rest des Films. Hier wird, wenn nicht von einer Heilung, so doch von einer Besserung erzählt, denn Ben nimmt die Herausforderung eines Bewerbungsgesprächs an, obwohl dies bedeutet, dass er „den ganzen Tag draußen sein muss“. Und obwohl jeder Türknauf und die Menschenmassen auf dem Bahnhof für ihn kaum zu überwindende Schwierigkeiten bedeuten, bewältigt Ben seine Ängste und wird dabei gleich von zwei Helferinnen unterstützt. Eine Mitreisende im Zugabteil findet ihn trotz seiner augenscheinlichen Marotten so sympathisch, dass sie mit ihm flirtet und sich mit ihm in einem Café verabredet, auch die Chefin bei dem Bewerbungsgespräch hat verblüffend viel Verständnis für das Nervenbündel vor ihr. Einigen Jurymitgliedern schien die Verwandlung von Ben während der Reise nach Hamburg ein wenig zu schnell, um glaubwürdig zu sein. Da braucht er dann plötzlich kein Taschentuch mehr, um eine Türklinke herunterzudrücken und er isst sogar eine Praline aus einer von fremden Händen geöffneten Schachtel. Aber die Geschichte ist dennoch stimmig sowie mit dramaturgischem Geschick erzählt und deshalb wird LEBEN! mit dem Prädikat wertvoll ausgezeichnet.