I'm not the Enemy

Filmplakat: I'm not the Enemy

FBW-Pressetext

Wenn der Krieg zu Ende ist, bleiben nicht nur körperliche Wunden zurück. Kriegsheimkehrer sind oftmals traumatisiert, haben Schwierigkeiten, sich wieder sicher und geborgen zu fühlen. Der Experimentalfilmemacher Bjørn Melhus widmet sich diesem Thema auf außergewöhnliche Weise. In Personalunion spielt er die Rollen aller Beteiligten an einem solchen Szenario. Den Soldaten, der sich verloren fühlt zuhause, eine Mutter, die ihren Sohn umsorgen will, eine Ehefrau, die nicht weiß, warum sich ihr Mann so verändert hat und einen Vater, dessen Distanz zum Sohn größer wird. Die Tonkollagen, die Melhus hier einsetzt, stammen aus amerikanischen Kriegsheimkehrerfilmen und gehören zum kollektiven medialen Gedächtnis. Es sind Textfragmente, die sich ständig wiederholen und mit einprägsamen Bildern der Einsamkeit und Entfremdung zusammen wirken, immer wieder durchbrochen von derselben monotonen Melodie, die diesen Eindruck noch gekonnt verstärkt. Der Horror des Krieges und die Leere des Danach in beeindruckenden 13 Minuten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Bjørn Melhus
Darsteller:Bjørn Melhus
Drehbuch:Bjørn Melhus
Kamera:Ben Brix
Schnitt:Bjørn Melhus
Länge:13 Minuten
Produktion: Limboland Productions Bjørn Melhus, Limboland Productions;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein deutscher Kriegsheimkehrer kann zuhause nicht mehr heimisch werden. Er sitzt wie ein Fremder im elterlichen Wohnzimmer, Vater und Mutter sind in steifen Posen um ihn herum gruppiert. Auf der Bildebene wirken diese Szenen unheimlich durch ihre offensichtliche Gestelltheit und dadurch, dass Björn Melhus selber alle Figuren verkörpert. Auf der Tonebene werden den Charakteren Dialogstellen aus amerikanischen Spielfilmen in den Mund gelegt, die überwiegend von Veteranen des Vietnamkriegs handeln. Das die Familienszene beherrschende Trauma wird so in der medialen Vermittlung gespiegelt. Die verschiedenen Stimmen, die zum Teil Kernsätze wie „get out of my house“ wiederholen, werden mit erstaunlicher Präzision lippensynchron nachgesprochen, und dies verstärkt noch zusätzlich die absurde Wirkung des Films. Der Film folgt einer Traum- oder besser Trauma-Logik, indem er den Protagonisten völlig isoliert oder in surrealen Situationen zeigt. Vater und Mutter scheinen wie Geister in der Wohnung, die durch Überblendungen plötzlich verschwinden und ein Hubschrauberangriff auf der Tonebene lässt im Zimmer eine Vase wackeln. Melhus spielt virtuos mit seinen Stilmitteln und schafft so ein kleines Meisterwerk von irritierender Schönheit.