Gnade

Kinostart: 18.10.12
VÖ-Datum: 26.04.13
2012
Filmplakat: Gnade

FBW-Pressetext

In Hammerfest im äußersten Norden Norwegens herrscht das halbe Jahr Winter, in der Zeit der Polarnacht bleibt der Himmel von Ende November bis Ende Januar dunkel. Hierher sind Niels, der als Ingenieur arbeitet, und Maria, die in einem Sterbehospiz tätig ist, mit ihrem Sohn Markus ausgewandert. Sie haben sich eingelebt und mit den Bedingungen angefreundet – doch dann wird Maria in einen tragischen Unfall verwickelt. Von Angst und Panik getrieben, fährt sie davon. In jeder Einstellung dieses beeindruckenden Films spürt man die sorgfältige Recherche des Regisseurs Matthias Glasner. Die Schauspieler brillieren in ihren Rollen, allen voran Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr als Paar im Konflikt zwischen liebevoller Nähe und abgekühlter Distanz. Eine ebenso wichtige und stimmungstragende Komponente spielen die faszinierenden Landschaften, deren Bilder die Geschichte umso intensiver wirken lassen. Die ruhige Kamera, der Blick fürs Detail und die zurückhaltende, der Umgebung angepasste Musik tragen ebenfalls ihren Teil zur Größe des Films bei. Ein ergreifendes Drama um Schuld und Sühne.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Matthias Glasner
Darsteller:Jürgen Vogel; Birgit Minichmayr; Henry Stange; Ane Dahl Torp; Maria Bock; Stig Henrik Hoff; Iren Reppen; Richard Andre Knutsen; Christopher Mortensen; Katharina Strauch; Bjørn Sundquist; Hallvard Holmen; Kristine Holmen; John Ronald Holm; David Hjelle Pettersen; Rolf Erling Heggem; Ken Are Johansen
Drehbuch:Kim Fupz Aakeson
Kamera:Jakub Bejnarowicz
Schnitt:Heike Gnida
Musik:Home Sweet Home
Weblinks:;
Länge:132 Minuten
Kinostart:18.10.2012
VÖ-Datum:26.04.2013
Verleih:Alamode Filmdistribution
Produktion: Knudsen & Streuber Medienmanufaktur GmbH, Schwarzweiss Filmproduktion; ophir film; Neofilm;
FSK:12
Förderer:FFA; BKM; MBB; DFFF; FFHSH
DVD EAN-Nummer:4042564139907
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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Norwegen, Hammerfest am Eismeer. Dies soll die neue Heimat der Kleinfamilie Niels, Maria und Marcus werden. Die Arbeit hat sie hierher gebracht. Der Versuch, sich wieder einander anzunähern, gelingt nicht auf Anhieb. Der Norden präsentiert sich zwischen November und Januar in Dunkelheit, Kälte und Schnee. Maria arbeitet in einem Hospiz mit Sterbenden, Marcus findet keinen Anschluss bei seinen Klassenkameraden und Niels, als Ingenieur tätig, sucht sexuelle Abwechslung bei seiner Kollegin Linda.

So wie der Film seine Hauptfiguren einführt, begleitet er sie auch eine lange, quälende Zeit durch die Dunkelheit der Polarnacht. Als Maria eines Abends von ihren Überstunden im Hospiz nach Hause fährt, passiert ein schreckliches Unglück. Sie berichtet Niels davon, der an die Unglücksstelle fährt, aber nichts findet. Am nächsten Tag geben der Polizeibericht und die Radionachrichten schreckliche Gewissheit. Die 16jährige Schülerin ist tot, Maria hat sie getötet. Die quälende Tatsache schafft für das Paar Niels und Maria eine neue Situation und es bleibt dem Zuschauer überlassen, seine Schlüsse zu ziehen, wenn beide beschließen, die Polizei nicht einzuschalten. Diese Schuld lässt beide eher zusammenwachsen als auseinanderdriften, denn nun haben sie ein gemeinsames, schreckliches Geheimnis.

Das alles erzählt der Regisseur Matthias Glasner mit großer, manchmal quälender Langsamkeit. Er lässt den Zuschauer miterleben, wie die Zeit nicht vergeht, wie das Licht und die Sonne herbeigesehnt werden und das Leben im Standby-Modus verharrt. Doch das nahende Frühjahr und der bevorstehende Sommer lösen in den gepeinigten Seelen von Maria und Niels ein Umdenken aus. Sie offenbaren ihre Schuld den Eltern des Mädchens und bitten um Vergebung.

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Diese Geste, die dem Film in seinem an Metaphern reichen Verlauf Sinn und Gehalt gibt, kommt so unerwartet und dennoch dramaturgisch notwendig ins Spiel wie die Landschaft, die neben den Schauspielern eine Hauptrolle einnimmt. Großartige, beeindruckende Landschaftspanoramen zeigen, wie beherrschend die Natur hier für die Menschen ist. Bilder von einmaliger Schönheit werden dem menschlichen Versagen gegenüber gestellt. Sie sind gleichsam das religiöse Versprechen des Films: Gnade und Erlösung.

In seiner Dramaturgie entscheidet sich der Film für das lange Verharren in Dunkelheit und Verzweiflung. Umso überraschender die Lösung des Konflikts, die im Gemeinschaftserlebnis der Menschen zur Mittsommer-Nacht gefeiert wird.

Die menschliche Kommunikation als beherrschendes Thema des Films, die in der Dunkelheit der Polarnacht fast erstirbt, lebt auf, wenn die Sonne und das Licht zurückkehren. Die Rolle des Sohnes Marcus erscheint im Film meist als Spiegel der Erwachsenenwelt, seine Neigung zu I-Phone-Videos wird nicht ganz schlüssig aufgelöst. So bleibt auch das Ende des Films mit seiner letzten Einstellung offen.