Filmplakat: Glebs Film

FBW-Pressetext

Der kleine Friseurladen in einer Wohnsiedlung in Hamburg-Altona gehört dem aus Weißrussland eingewanderten Gleb. Seit Jahren schon hat er seine Stammkundschaft, mit denen er gerne mal einen Plausch hält, während er frisiert. Und Gleb hat eine Vision. Er hat die Idee zu einem Film, der in seinem Kopf schon vollständig existiert. Seiner Kundschaft erzählt er davon, jeden Tag ein bisschen mehr, bis sein Film zu Ende ist. Die Abschlussarbeit von Christian Hornung ist nicht nur ein Kurzdokumentarfilm über einen sympathischen Friseur und dessen Filmidee. Es ist das Porträt eines Mannes, der mit seinen Ideen und seinem Enthusiasmus andere Menschen begeistert und mit seinem Film viel mehr über sich selbst erzählt als über die von ihm erschaffenen Figuren. Die Reaktionen der Kundinnen sind oft lakonisch und sorgen für melancholisches Schmunzeln und lautes Lachen. Alles in allem ein gelungenes Bild unserer Gesellschaft, in der das Zuhören und das Miteinander selten geworden sind. Gut, dass es jemanden gibt wie Gleb.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Christian Hornung
Drehbuch:Christian Hornung
Kamera:Karsten Krause
Schnitt:Christian Hornung
Webseite:glebsfilm.de;
Länge:28 Minuten
Produktion: Christian Hornung
Förderer:FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Christian Hornung ist ein famoser Dokumentarfilm gelungen. Dieser Film porträtiert den Friseur Gleb in Hamburg-Altona und nebenbei auch seine Kundschaft. Gleb ist ein ganz besonderer „Kopfarbeiter“: Er frisiert die Haare und fabuliert während dessen über einen Film, den er sich ausgedacht hat. Es geht darin um Einsamkeit und darum, wie zwei Menschen zueinander finden. Bei diesem „Pitch“ wirken die Zuhörer aktiv mit. An manchen Stellen zweifeln sie die Plausibilität an oder sie helfen mit dem richtigen Vokabular aus. Gleb erzählt seine Geschichte immer wieder anderen Leuten und variiert sie dabei leicht bzw. optimiert seine Ausdrucksweise. Aufmerksam beobachtet die Kamera von Karsten Krause den begabten Erzähler und die überwiegend älteren Damen, deren Erscheinung teils mit nassen Haaren, Lockenwicklern und anderen Utensilien quasi exzentrisch verfremdet ist oder deren entspannte Gesichter (mit geschlossenen Augen) eine aufschlussreiche Mimik zeigen. Hier werden sympathische Figuren sichtbar, die durchaus nicht lächerlich, sondern auf eine eigentümliche Weise vornehm wirken. Manche sind offenbar ebenso einsam wie die Helden aus Glebs Film. Doch Gleb bleibt stets die Hauptfigur. Man sieht sein handwerkliches Geschick und erkennt seine psychologische Kompetenz. Er ist in bestimmter Hinsicht ein Talk-Master oder eine kommunikative Instanz. Es sieht sich selbst auch als Sozialarbeiter oder Seelsorger. Gleb beweist, dass sein Salon mehr ist als eine Haarpflege-Werkstatt. Auch in Zeiten der Massenmedien braucht die Gesellschaft (trotz Twitter, Facebook und diverser Talkshows) solche Orte der soziokulturellen Nachbarschaft wie Glebs Friseurladen in Altona. In der Diskussion wurde außerdem folgende hypothetische Frage aufgeworfen: Würde die regionale Filmförderung die eingereichten Drehbücher bzw. Treatments in Glebs Salon testen lassen? Wäre das womöglich hilfreicher für die Förderentscheidung als manches Lektorat? Fazit: Der Film von Christian Hornung hat die FBW-Jury vollauf überzeugt und erhält damit das höchste Prädikat.