El olivo - Der Olivenbaum

Kinostart: 25.08.16
2016
Filmplakat: El olivo - Der Olivenbaum

FBW-Pressetext

Vor zwölf Jahren ließ Almas Vater auf dem Familiengrundstück einen Olivenbaum ausgraben, der seit mehr als 2000 Jahren an seinem Platz verwurzelt war. Er verkaufte den Baum für viel Geld und hatte große Pläne. Doch seitdem ist nichts mehr, wie es war. Der Großvater spricht kein Wort mehr mit seinen Kindern, Almas Vater ist arbeitslos, geschieden und hoch verschuldet und die Familie hat ihre Existenz verloren. Nur Alma ist weiterhin tatkräftig, trotzig und stolz. Und die junge Frau ist auch die einzige in der Familie, die der Großvater in seiner Nähe duldet. Doch immer mehr zieht sich der alte Mann zurück, verweigert das Essen, wird schwächer. Alma spürt, dass der Großvater noch immer um den Verlust des Baumes trauert. Als sie herausfindet, dass der Baum damals nach Deutschland gebracht wurde, entschließt sie sich, gemeinsam mit ihrem Onkel und einem Freund, dorthin zu reisen. Um den Baum nach Hause zu holen. Von der ersten Minute an erweckt der Film der spanischen Regisseurin Iciar Bollain beim Zuschauer den Eindruck, nicht Schauspielern zuzuschauen, sondern wahrhaftige Schicksale zu erleben. Der Umgang der Figuren miteinander, ihre Konflikte, ihre Gefühle, Sorgen und Nöte – all das wirkt natürlich und authentisch. Dass dies so gut gelingt, liegt nicht nur an der beeindruckend sicheren Regieführung durch Bollain und dem überzeugend geschriebenen Drehbuch von Paul Laverty, sondern auch an den fantastischen Darstellern, allen voran die Newcomerin Anna Castillo. Als Alma vereint sie ganz natürlich eine trotzige Stärke und gleichzeitig eine verletzliche kindliche Seele in sich, die vor allem bei den wunderbar organisch eingewobenen Rückblenden in ihre Kindheit gespiegelt werden. In diesen Rückblenden wird auf berührende Weise nicht nur die Verbindung von Alma und ihrem Großvater spürbar, sondern auch die Verbindung der Menschen mit dem Land, mit der Natur und der Heimat. Kamera, Lichtsetzung und auch die Musik erzeugen eine fast sinnliche Stimmung, die sich aber nie von dem realistischen Szenario und Setting entfernt. Denn auch die gesellschaftlichen Probleme Spaniens, die Finanz- und Immobilienkrise der letzten Jahre und die Depression eines ganzen Landes werden in die Handlung integriert, jedoch ohne moralisch erhobenen Zeigefinger. EL OLIVO – DER OLIVENBAUM ist glaubwürdig erzählt und gleichzeitig so klug und emotional, dass er sich anfühlt wie ein Sonnenstrahl, der durch die Bäume leuchtet.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Icíar Bollaín
Darsteller:Anna Castillo; Javier Gutiérrez; Pep Ambrós; Manuel Cucala; Miguel Angel Aladren; Carme Pla
Drehbuch:Paul Laverty
Kamera:Sergi Gallardo
Schnitt:Nacho Ruiz Capillas
Musik:Pascal Gaigne
Länge:99 Minuten
Kinostart:25.08.2016
Verleih:Piffl
Produktion: Morena Films, The Match Factory;
FSK:6
Förderer:FFA; Eurimages; Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im mediterranen Baumhandel sind uralte Olivenbäume begehrt wie Edelsteinschmuck. Aus dem Boden gerissen zieren sie als lebendige Skulpturen Sternerestaurants, Privatgärten, Banken oder wie in EL OLIVO die Schaltzentrale eines Energieunternehmens. Eine Zeitungsmeldung über den Verkauf von Olivenbäumen, die in der Zeit von Jesus Christus im Grenzgebiet zwischen Valencia und Katalonien gepflanzt worden waren, gab den Anstoß zu zu dem Film von Iciar Bollain.

Ein Baum als eine Art Zentralfigur? Klingt zunächst wenig spannend, schon weil hierzulande Gummi- und Tannenbaum die Spießigkeit der Deutschen ausreichend auskleiden. Aufgrund des Klimas waren die Deutschen nie eine Nation der großen Gartenbauer, obwohl die Kunst über Jahrhunderte eine große emotionale Nähe zu Bäumen wie Esche, Linde oder Eiche ausweist. Der Baum in EL OLIVO ist jedoch von einer derartigen Wucht, dass jedes flache Verständnis von kultivierten Bäumen in den Himmel wächst. Der Baum als großes Wunder, Heiligtum und Verbindung zwischen den Menschen. Dieser universellen Aussage kann man sich emotional nicht entziehen, denn die Dialoge und Bilder des Films sind sehr besonders. Gefühle, Erfahrungen, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen finden in dem Film gleichermaßen Platz. Die Schauspieler, bis in die Nebenrollen bezaubernde Figuren, überzeugen in einem starken Ensemblespiel. Drama, Komödie, Naturfilm – das alles wird in EL OLIVO verbunden zu einer vollkommen eigenen und beeindruckenden Mischung. EL OLIVO verdient jede Superlative der Filmkritik. Dies ist zweifelsohne Filmkunst, die Grenzen sprengt und mit großer Leichtigkeit der Wahrheit und Hoffnung einen neuen Raum schenkt.