Eine Liebe von Swann

Filmplakat: Eine Liebe von Swann

Kurzbeschreibung

Paris, ende des letzten Jahrhunderts: Ein gebildeter reicher Müßiggänger verliebt sich in eine Halbweltdame, wird krank vor Eifersucht, heiratet sie schließlich
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Volker Schlöndorff
Drehbuch:Volker Schlöndorff
Länge:110 Minuten
Verleih:Concorde
Produktion: Bioskop Film GmbH & Co. Produktionsteam KG, München
FSK:18

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ob und wieweit Volker Schlöndorff’s Film eine adäquate Verfilmung jenes Teils von Proust’s „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ist oder auch nur sein kann, lässt der Bewertungsausschuss nach eingehender Debatte dahingestellt. Zwar können auf der einen Seite Charakteristika der Proust’schen Weltschicht angeführt werden, so die a-psychologische Inkonsequenz der Gestalten, die die Erkennbarkeit des anderen Menschen und die konventionelle Geschlossenheit der Darstellung verunmöglichen, doch fehlen auf der anderen Seite Selbstverständlichkeiten seiner Darstellungsweise, wie etwa die Bedeutung der Zeit als intuitiver, als analysierter und als allein sprachlich erfassbarer Vergangenheit des jeweiligen Augenblicks.

Geht man von der Eindeutigkeit des filmischen Bildes aus (in ihrer Beziehung zur sprachlichen Mehrdeutigkeit), setzt man die von Schlöndorff vorgenommene Reduktion der Handlung auf letztlich einen Tag einmal voraus (mit einem großen Zeitsprung vor dem Epilog und Rückerinnerungen im Ablauf des Tages), so bleiben dennoch Fragen und Einwände auch gegenüber dem so filmisch (und nicht literarisch!) gestalteten Werk: Die Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit der Gestalten ist bis an die Grenze des Unerträglichen reduziert; trotz guter Besetzung und Führung der Schauspieler (viel mehr bei den Neben- als bei den Hauptgestalten) werden die Charaktere nur augenblicksweise stärker profiliert; eine Gesellschaft in der Vielfalt ihrer Schichten und Bezüge, die sich verändert und ihre Techniken entwickelt, wird nicht erkennbar und bleibt, soweit als solche dargestellt, größtenteils Staffage.

Zwar ist die Ausstattung des Films in Bauten und Kostümen fulminant, erweisen sich die Kamera und die Musik gelegentlich als bewundernswert, doch bleibt – vergleicht man die früheren Literaturverfilmungen Schlöndorff’s – die Frage, ob mit dieser Gestaltung die Intentionen Proust’s noch erfassbar sind. Und auch die Erkenntnis, der Film wollte eine amour fou so darstellen, dass der in früheren Epochen wie heute gleichbleibende, in der Literatur wie in der Wirklichkeit sich gleich erweisende Wahnsinn erkennbar werde, kommt wohl Schlöndorff’s Interpretation der Vorlage nahe, ist aus dem Film aber nur analytisch zu deduzieren und ist nicht integratives Element seiner Realisation.

So bleibt nach übereinstimmender Ansicht des Ausschusses ein Film zu prädikatisieren, der allenfalls in den genannten Gestaltungsmerkmalen von beachtenswerter Qualität ist, ohne jemals überragend zu sein.