Ein Geschenk der Götter

Kinostart: 09.10.14
VÖ-Datum: 20.03.15
2014
Filmplakat: Ein Geschenk der Götter

FBW-Pressetext

Direkt nach einer Vorstellung wird die Schauspielerin Anna von ihrem Intendanten zum Gespräch gebeten. Er wisse doch, wie übergroß ihr Talent sei. Wie sehr er sie schätzt. Daher müsse er sie auch gehen lassen. Sofort. Einen Tag später sitzt Anna vor einer Sachbearbeiterin im Arbeitsamt. Sie ist 36, ohne Partner, Kind und Job. Ganz unten. Doch die Sachbearbeiterin hat eine Idee. Anna soll einen Schauspiel-Workshop für Arbeitslose leiten. Weder Anna noch die Gruppe sind begeistert von der Idee. Doch Anna packt der Ehrgeiz. Sie kramt eine alte Ausgabe von „Antigone“ heraus und konfrontiert die Gruppe mit dem Plan, dieses Stück gemeinsam aufzuführen. Diese reagiert zunächst zurückhaltend. Denn jeder hat so seine eigenen Probleme, mit denen er oder sie fertigwerden muss. Erst nach und nach begreifen alle, dass es um mehr als nur ein Stück geht. Die Grundidee ist bekannt: Eine Gruppe „Verlierer“ tut sich zusammen, um es dem Rest der Welt zu zeigen. Doch der Charme und Reiz dieser speziellen Geschichte liegt in der Zusammenstellung der Figuren und der Probleme, für die sie stehen. Denn jede der einzelnen Ensemble-Episoden ist universell auf die Gesellschaft übertragbar und findet sich im Alltag um uns herum wieder. Da ist der engagierte Jungunternehmer, der Großes will, aber aufgrund bürokratischer Hürden seine Existenz verliert. Da ist der Mann, der sich selbst aufgegeben hat, vor sich hin grummelt und kurz davor ist, auch seine Ehe aufs Spiel zu setzen. Oder die junge Frau, die kostenlos Praktika macht, in der Hoffnung auf eine kleine Chance auf einen Ausbildungsplatz. In der Hauptrolle glänzt Katharina Schubert. Mit einer Mischung aus unschuldig naivem Gutmenschentun sowie trotzigem Frust bedient sie sämtliche Stimmungen, zwischen denen sie gekonnt hin- und herwechselt. Das macht ihre Figur so rund, so authentisch, so menschlich. Sehr gelungen ist die Ansiedlung der Geschichte im Theatermilieu, die zu immer wieder schönen selbstreferentiellen Dialogen führt. Regisseur und Autor Oliver Haffner vermischt Tragisches und Komisches und erzählt von gescheiterten Existenzen, die zwar die Götter verfluchen, dann aber die neue Chance als Geschenk annehmen. Und so freut man sich, als die Gruppe immer mehr auch eine Art Ersatzfamilie wird, die beweist, dass man schaffen kann, was man sich vornimmt. Wenn man vorher genug proben kann.

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Oliver Haffner
Darsteller:Katharina Marie Schubert; Adam Bousdoukos; Marion Breckwoldt; Paul Faßnacht; Katharina Hauter; Rainer Furch; Canan Kir; Maik Solbach; Rick Okon; Eva Löbau; Luise Heyer; Felix Knopp; Tini Prüfert; Bernd Grawert
Drehbuch:Oliver Haffner
Kamera:Kaspar Kaven
Schnitt:Anja Pohl
Musik:Franz Schubert
Webseite:geschenkdergoetter.de;
Länge:102 Minuten
Kinostart:09.10.2014
VÖ-Datum:20.03.2015
Verleih:Arsenal Filmverleih
Produktion: if...Productions Ingo Fliess
FSK:0
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA
DVD EAN-Nummer:4047179997584
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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist Regisseur Oliver Haffner hoch anzurechnen, dass er sich in EIN GESCHENK DER GÖTTER des Themas Arbeitslosigkeit und Hartz IV annimmt. Sich hierzu einer bekannten Dramaturgie zu bedienen, die man aus Filmen wie GANZ ODER GAR NICHT oder BRASSED OFF kennt, macht Sinn, denn diese Vorgehensweise impliziert einen hohen Unterhaltungswert, womit man ein möglichst großes Publikum erreichen kann. Dass die Variation dieser Dramaturgie darin besteht, dass eine Schauspielerin Mitte dreißig ihr Engagement an einem Theater einer mittelgroßen deutschen Stadt verliert und mit anderen Arbeitslosen im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme das Stück „Antigone" von Sophokles einstudiert, ist ebenfalls zu begrüßen. Denn erstens ist die Arbeitslosigkeit resp. der Existenzkampf im Schauspieler-Beruf durch massive Einsparungen zu einem mittlerweile alarmierenden Problem geworden. Und zweitens kann mit der von Anna entwickelten Weiterbildungsmaßnahme ein recht breites Spektrum an Arbeitslosenschicksalen einbezogen werden. Eine solche Bandbreite wirkt natürlich schnell konstruiert und unglaubwürdig. Entscheidend ist aber die Frage, wie dies umgesetzt wird. Die Jury kam zu dem Urteil, dass an dem Film fast nichts auszusetzen ist. Die Figuren sind interessant und sie sind überzeugend gespielt. In der notwendigen Akzentuierung bestimmter Figuren wird sorgfältig vorgegangen. Denn schnell kann andernfalls das Problem entstehen, dass eine Figur oder mehrere Figuren auf der Strecke bleiben. Die Tonalität des Komischen wird sorgsam und mit einem Gespür für das Tragikomische eingesetzt. Auch filmästhetisch vermag EIN GESCHENK DER GÖTTER zu überzeugen. Die Bilder sind präzise kadriert und ihre Komposition macht den Film auch für die große Leinwand interessant.