Effi Briest

Kinostart: 12.02.09
VÖ-Datum: 23.07.09
2008
Filmplakat: Effi Briest

FBW-Pressetext

Ein deutscher Klassiker erstrahlt in neuem Glanz! Regisseurin Hermine Huntgeburth (Die weiße Massai) ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen die Theodor Fontane Geschichte der Effi Briest in neuem Gewand zu zeigen, als fesselndes Drama und Emanzipationsgeschichte voller Emotionen und Leidenschaft. Hin und her gerissen ist diese junge Frau zwischen Tradition, Leidenschaft und (Existenz-)Ängsten. Durch bewegende Bilder, sorgfältig gewählte Kostüme, Settings und Dekors erwacht das Schicksal der literarischen Figur zu neuem Leben. Neben einem durchweg überzeugenden Ensemble ist es vor allem die Ausnahmeschauspielerin Julia Jentsch, die durch ihre umwerfende Präsenz und Sinnlichkeit nachhaltig fasziniert.

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Hermine Huntgeburth
Darsteller:Misel Maticevic; Sebastian Koch; Julia Jentsch
Drehbuch:Volker Einrauch
Länge:118 Minuten
Kinostart:12.02.2009
VÖ-Datum:23.07.2009
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Constantin Film Produktion
FSK:12
Förderer:FFA; MBB; FFF Bayern; DFFF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Es stellt sich durchaus die Frage, wie notwendig und zwingend 2009 eine weitere filmische Adaption des Fontane-Romans ist. Immerhin existieren vier Vorgängerfilme, von denen zumindest zwei klassische Arbeiten sind, mit reizvoller Stilistik, auch in einer zeitgeschichtlich relevanten Interpretation: Gustaf Gründgens Schritt vom Wege mit Marianne Hoppe und R.W. Fassbinders Effi Briest mit Hanna Schygulla.

Die schöne Überraschung vorab: Hermine Huntgeburths Film ist keine Wiederholungsarbeit, sondern folgt einer neuen Konzeption. Der Produzent G. Rohrbach hat die Herangehensweise mit diesen Worten beschrieben: „Der Roman ist gewissermaßen in Synkopen geschrieben, entscheidende Momente werden unterdrückt, verschwinden im Off. Das Buch vibriert geradezu vor Sexualität, versteckt sie in bedrohlichen Bildern, Angst machenden Halluzinationen. Er ist quasi vor-freudianisch und gerade darum mit Freud zu lesen. Das haben wir versucht, ohne uns dabei von Fontane zu entfernen“.

Dieser eindeutig gelungene Versuch macht denn auch vor allem den Reiz des Films aus: Effi Briest als erotisches Erweckungsdrama und als Empanzipationsgeschichte. In diesem Geiste werden Sequenzen wie die erste Nacht und der erste Orgasmus der Heldin auch zu den kontrastierenden Schlüsselszenen des Films. Auch die radikale Veränderung des Schlusses sei genannt: Effi dämmert und verkümmert nicht in abgeschiedener Verzweiflung dahin, sondern es gibt für sie ein Leben nach dem Leben. Sie geht einen selbstbestimmten Weg.

Dieser andere oder neue Umgang mit dem Stoff ist allerdings nicht durchgängig. Allzuweit wollte man sich von Fontante doch nicht entfernen, geblieben ist das Duell um die Ehre des Ehemannes. Manchen Verzicht hätte man wohl als Sakrileg an Fontane empfunden. Doch diese Kompromisse, die frische Lesart und die traditionellen Relikte, machen die Adaption auch etwas zwiespältig. Aber vielleicht wäre die ganze Kühnheit, um mit Vater Briest zu sprechen, ein zu weites Feld geworden.

Ansonsten bekennt sich die neue Adaption erwartungsgemäß zu einem Kino der Schauwerte, schwelgt im Dekor, im Glanz der Ausstattung, in Landschaftstotalen. Die Vorgängerfilme wirken angesichts dieser Opulenzkonvention fast wie asketische Entwürfe.

Eine tiefe Verbeugung am Ende: Julia Jentsch bestätigt sich in dieser Hauptrolle, an der Spitze eines famosen Ensembles, erneut als ganz große Hoffnung des deutschen Films. Ihre Sensibilität und die emotionale Wandlungsfähigkeit rücken sie gleichberechtigt in die hehre Traditionslinie der früheren Effi-Briest-Inkarnationen. Welche Kraft, welch Liebreiz, welche Sinnlichkeit!