Die Schaukel des Sargmachers

Filmplakat: Die Schaukel des Sargmachers

FBW-Pressetext

Aserbaidschan. Hier, inmitten der kargen Landschaft am Rande des Kaukasus, spielt die Geschichte DIE SCHAUKEL DES SARGMACHERS von Regisseur Elmar Imanov und Produzentin Eva Blondiau. Die Erzählung ist schlicht in ihrer Struktur, aber essentiell in ihrer Aussage. Es geht um nicht weniger als die Wiederentdeckung der Menschlichkeit. Das Personal ist so einfach wie gleichnishaft: Da ist der hart arbeitende Sargzimmermann Yagub und sein behinderter Sohn Musa. Beide verbindet seit dem Tod der geliebten Frau und Mutter Feride eine Art Hassliebe. Für seinen erwachsenen und beschränkten Sohn hat der einsame Alte nur Schläge übrig, Feride hat für beide eine emotionale Lücke hinterlassen. Die Wende tritt ein, als für Musa der baldige Tod diagnostiziert wird. Beim Vater setzt das eine Veränderung in Gang – Menschlichkeit bekommt eine Chance. Der Duktus des Films ist lakonisch und unsentimental. Überzeugend die beiden Protagonisten, die mit wenigen Worten große Darstellkunst beweisen. Die atmosphärisch dichten Bilder zeigen eine gewaltige Landschaft, in der Menschlichkeit sich behaupten muss. Authentisch stimmiges und bewegendes Kurzfilmkino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Elmar Imanov
Darsteller:Shamil Suleymanli; Rasim Jafarov; Gurban Ismailov; Emin Samedzade; Zülfiyya Durbanova; Elmar Imanov
Drehbuch:Elmar Imanov
Kamera:Driss Azhari
Schnitt:Bastian Bothe
Webseite:;
Länge:29 Minuten
Produktion: ifs internationale filmschule köln gmbh, Elmar Imanov; Eva Blondiau;
Förderer:Filmstiftung NRW; ifs Köln

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

So karg wie die Landschaft ist auch das Leben der Protagonisten in diesem Film. Er erzählt von einem Tischler in Aserbaidschan, der sein kümmerliches Auskommen dadurch verdient, dass er Särge für Russen und Georgier zimmert. Sein Sohn ist in seinen Augen ein unnützer Esser, denn er ist geistig behindert und so ungeschickt, dass in seinen Händen alles zu Bruch geht. So wird er vom Vater verachtet und misshandelt, bis dieser von einem Arzt die Diagnose bekommt, dass sein Sohn nicht mehr lange zu leben habe. Nun entwickelt der Mann plötzlich Vatergefühle. Davon und wie unbeholfen er diese ausdrückt, erzählt Elmar Imanov mit einer ganz eigenen Mischung aus Poesie und wüstentrockenem Witz. Die Reduktion auf der visuellen Ebene ist dabei ein Stilmittel, durch das die Geschichte zugleich absurd, intensiv und elementar wirkt. Imanov ist konsequent in diesem Minimalismus, der den Blick auf die ausdruckstarken Gesichter der beiden Protagonisten lenkt, welche alles andere als romantisierend inszeniert werden. Wie subtil der Film mit Gesten arbeitet, kann man wunderbar in der titelgebenden Sequenz erkennen, in der der Tischler seinem Sohn eine Schaukel baut. Zuerst reagiert dieser ängstlich auf das für ihn mysteriöse Gerät, dann wird er von seinem Vater gedrängt und setzt sich zögernd auf den Sitz, woraufhin das gesamte klapperige Gestell über ihm zusammenbricht. Sofort hält er schützend die Hände über dem Körper, weil er erwartet, vom Vater, wie immer wenn etwas kaputt geht, verprügelt zu werden. Dieser kann wiederrum weder eine Schaukel bauen noch dem Sohn seine Zuneigung so zeigen, dass dieser keine Bestrafung erwartet. Ähnlich präzise, komisch und originell ist auch die Schlusspointe gesetzt.
Elmar Imanov hat genau die passende Form für seine Geschichte gefunden, und deshalb wird dem Film DIE SCHAUKEL DES SARGMACHERS das Prädikat besonders wertvoll verliehen.