Der kleine Nazi

Filmplakat: Der kleine Nazi

FBW-Pressetext

Entgeistert stellen die Wölkels fest, dass ihre demente Oma das Naziweihnachten ihrer Kindheit wiederauferstehen lässt. Und das ausgerechnet als Besuch aus Israel vor der Tür steht! Den ernsthaften Hintergrund um Schuld und Verdrängung verpackt Regisseurin Petra Lüschow in eine schwarzhumorige Komödie voller absurder Wendungen, urkomischer Einfälle und einer vielschichtigen Schlusspointe. Hervorragend führt sie ihre ausnahmslos brillanten Darsteller, allen voran Steffi Kühnert, Oliver Stokowski und Christine Schorn. Diese politisch unkorrekte Familienfeier ist ideenreich, bis an die Schmerzgrenze ironisch und ohne Einschränkungen sehenswert, ein Genuss nicht nur zur Weihnachtszeit!
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Petra Lüschow
Darsteller:Steffi Kühnert; Oliver Stokowski; Christine Schorn; Maria Magdalena Warzinska; David Wachsmann; Amon Wendel
Drehbuch:Petra Lüschow
Kamera:Stefan Grandinetti
Schnitt:Antje Zynga
Musik:Boris Joens
Webseite:kordesfilm.de;
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:13 Minuten
Produktion: Kordesfilm GmbH & Co.KG
Förderer:MBB; Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Weihnachten ist nicht nur ein Fest der Liebe, sondern offensichtlich auch ein Fest der (nicht immer angenehmen) Wahrheiten. Die Familie, Vater, Mutter, kleiner Sohn, Großmutter und die Tochter, die zum Fest einen israelischen Freund mitbringt, trifft sich bei Oma. Und die hat einen besonders auffallenden Christbaumschmuck beim Aufräumen entdeckt. Ihr Gedächtnis ist zwar nicht mehr immer ganz zuverlässig, aber an die Zeiten, da man sich Kugeln mit dem Hakenkreuz an den Baum hängte und einen Engel mit Hitlergruß auf den Baum steckte, kann sie sich noch gut erinnern. Und so soll es auch wieder sein! Da aller Protest des Sohnes, der seinen Vater nie als Nazi gesehen hat und selbst der verzweifelte Versuch, dem vom bunten Christbaumschmuck begeisterten eigenen Sohn etwas vom „bösen Engel“ zu erzählen, der den „bösen Präsidenten des Vereins“ grüßt, bringen da nicht viel. Oma findet Mittel und Wege, den Baum so herrichten zu lassen, wie sie sich das in den sturen Kopf gesetzt hat. Wie gut, dass der Freund aus Israel blind ist und den Nazi-Weihnachtsbaum nicht sehen kann. Aber er will für seinen Großvater ein Foto davon – und jetzt geht die Misere erst richtig los!

Bei diesem kurzweiligen, bitter ironischen und ideenreichen Film über dunkle Wahrheiten und ätzende Klischees könnten Mel Brooks und Woody Allen Pate gestanden haben. Diese selbstironische Komödie mit ernstem Hintergrund überzeugt auch durch ihre hervorragenden Schauspieler wie zum Beispiel Oliver Stokowski als total frustrierten Vater eines von den „neuartigen“ Baumkugeln entzückten Sohnes. Und durch die solide Kamera und den gelungenen Ton, zu dessen Meriten unter anderem eine der Atmosphäre und der Stimmung der Geschichte entsprechende Version von „O Tannenbaum“ zählt. Ein Kurzfilm voller schwarzem Humor und reizvoller Pointen!